Am Anfang war sie unsicher und brauchte viel Zuspruch in Gestalt des Dirigenten Richard Bonynge, der ihrer künstlerischen Laufbahn den nötigen Anstoß gab und später auch ihr Ehemann wurde. Mit 21 Jahren sang Joan Sutherland in ihrer australischen Heimatstadt Sydney die Titelrolle von Purcells „Dido and Aeneas“, 1951 setzte sie ihre Studien in London an der Royal Academy of Music bei Clive Carey fort und wurde für erste Rollen an Covent Garden engagiert. Als 1953 Bellinis „Norma“ mit Maria Callas in der Titelrolle inszeniert wurde, bekam Sutherland die Partie der Clothilde. Erfolg setzte ein, sie bewährte sich daraufhin als Aida, Amelia („Ein Maskenball“, Verdi), Eva („Die Meistersinger von Nürnberg“, Wagner) und Agathe („Der Freischütz“, Weber).
Der endgültige Durchbruch kam im Jahr 1959, als ihr die Titelpartie von Donizettis „Lucia di Lammermoor“ angetragen wurde. Aus der lyrischen Sopranistin war ein strahlender Koloratursopran geworden, der das Publikum förmlich von den Sitzen riss. Seit der Callas wurde in London nicht mehr so euphorisch applaudiert wie bei Joan Sutherlands „Lucia“. Im selben Jahr gastierte der neue Star in Wien, bald darauf in Genua, Venedig, an der „Scala“ in Mailand, der „Met“. Am 17.Oktober 1963 sang Sutherland erstmals die Titelrolle in Bellinis „Norma“, eine Partie, die sich zu einer ihrer Glanzrollen entwickelt. Nicht zuletzt Donizettis melodramatische Figur verhalf ihr dazu, über mehr als dreißig Jahre eine der bedeutendsten Sopranistinnen ihrer Generation zu bleiben, und das obwohl die Bandbreite ihres Repertoires stetig zunahm.
Joan Sutherland, die durch frühe Engagements auch maßgeblich die Karriere von Luciano Pavarotti gefördert hat, blieb bis in die späten achtziger Jahre auf der Bühne aktiv. 1990 spielte sie ihre letzte Bühnenrolle an der Oper von Sydney als Marguertie von Valois in Meyerbeers “Die Hugenotten”, am Ende des Jahres nahm die ihren Abschied von der Bühne mit der Silvestervorstellung der „Fledermaus" an der Londoner Covent Garden Opera. Mit der edlen Edition „The Voice Of The Century“ werden posthum noch einmal wesentliche Stationen ihres Repertoires in zum Teil weltberühmten Aufnahmen präsentiert. Arien von Verdi, Rossini, Puccini gehören ebenso dazu wie ihre Glanzstücke etwa aus Donzettis „Lucia Di Lammermoor“ und Bellinis „Norma“.
Aufgenommen überwiegend am Royal Opera House und dirigiert von Koryphäen wie Bonynge, Zubin Metha und Sir John Pritchard, würdigt „The Voice Of The Century“ auf 2 CDs und mit 70-seitigem Booklet eine Künstlerin, die nie ein Star sein wollte, doch umso mehr einer war. Es ist eine Deluxe-Edition mit den essentiellen Aufnahmen der Diva und einem 70-seitigen Booklet mit seltenen Fotos, den Original-Covers aller Decca-Alben und der kompletten Diskographie. Als besonderen Bonus enthält die Edition außerdem jene alternative “Lucia”-Szene, die Donizetti später in “Rosmonda d’Inghilterra” verwendete. Eine grundlegende Sammlung zum Abschied von der Königin des Belcanto.