Als erster klassischer Komponist überhaupt wird Joe Hisaishi in diesem Sommer an drei aufeinanderfolgenden Abenden im Madison Square Garden auftreten – derart beliebt und populär sind die Werke des japanischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten. Auch der Erfolg seines ersten Albums bei Deutsche Grammophon belegt seine internationale Berühmtheit, schließlich war “A Symphonic Celebration – Music from the Studio Ghibli films of Hayao Miyazaki” im vergangenen Jahr eines der meistverkauften Klassikalben der Welt. Nun wird beim gelben Label das zweite Album mit Werken Hisaishis veröffentlicht, das unter dem Titel “Joe Hisaishi in Vienna” am 28. Juni auf CD, als Doppel-LP und digital erscheinen wird.
Joe Hisaishi – weltberühmt für seine Soundtracks
Joe Hisaishi ist ein begnadeter Komponist, der in seinen Werken mit eingängiger Tonsprache, sinnlichen Phrasierung und der Kunst, aus kleinsten Klangelementen Großes zu schaffen, fasziniert. Dabei ist es sein Bestreben, dass seine Werke möglichst ungekünstelt und intuitiv erscheinen und die Hörer unmittelbar und ohne Anstrengungen berühren. “Ich wünsche mir, dass meine Musik ebenso natürlich klingt, wie Wolken sich formen oder Jahresringe eines Baumes organisch wachsen, das braucht seine Zeit”, so Hisaishi über seine Kunst. Weltweit berühmt geworden ist der Tonschöpfer für seine Filmmusik, insbesondere für seine Zusammenarbeit mit dem Studio-Ghibli-Schöpfer und zweifachen Oscarpreisträger Hayao Miyazaki. Gemeinsam schufen sie Filme wie “Spirited Away” (Chihiros Reise ins Zauberland), “Princess Mononoke” (Prinzessin Mononoke) und “My Neighbor Totoro” (Mein Nachbar Totoro). Erst vor kurzem wurde Hisaishi für die Filmmusik ihrer letzten Produktion, “The Boy and the Heron” (Der Junge und der Reiher) für einen Golden Globe nominiert.
Inspirierend und intensiv: Hisaishis zeitgenössische Kompositionen
Neben seinen Filmmusiken ist Hisaishi auch als zeitgenössischer klassischer Komponist renommiert und nimmt in seinen Werken immer wieder Bezug zur Minimal Music. Dabei ist er hörbar inspiriert von den experimentellen Werken seiner Freunde und Kollegen, darunter Philip Glass, Steve Reich und Terry Riley und vereint diese Einflüsse mit dem reichen musikalischen Erbe Japans und den klassischen Traditionen des Westens. Auf dem neuen Album bei Deutsche Grammophon wird Hisaishis einzigartige Kompositionskunst eindrucksvoll dokumentiert, wobei gleich zwei Weltersteinspielungen von großformatigen symphonischen Werken zu hören sind.
Großformatig und berührend: Hisaishis 2. Symphonie und seine “Viola Saga”.
Auf dem Album “Joe Hisaishi in Vienna” ist der Künstler sowohl als Komponist als auch als Dirigent zu erleben. So gab Hisaishi am 30. März 2023 ein triumphales Debüt auf dem Podium des ausverkauften Wiener Musikvereins, bei dem er seine zweite Symphonie dirigierte. Die Live-Aufnahme dieses Konzerts findet sich nun auf dem neuen Album. Bei der Symphonie handelt es sich um ein minimalistisch komponiertes Werk, indem Hisaishi kunstvoll mit subtiler Repetition arbeitet und im Verlauf der drei Sätze mit starken Kontrasten in Rhythmus und Orchestertextur in den Bann zieht. Hisaishi beschreibt dieses Vorgehen im Vergleich zu seinem “Lieblingskomponisten Gustav Mahler” wie folgt: “Unsere Stile unterscheiden sich in allem. Mahler führt immer neue Themen ein, während ich als Minimalist ein Motiv nehme und daran arbeite, es nach und nach entwickle und alles daran setze, dass es 20 Minuten lang trägt.” Das Ergebnis ist beeindruckend und zeigt sich auch beim zweiten Werk des Albums, dem Bratschenkonzert “Viola Saga”. Stimmungsreich und technisch höchst anspruchsvoll, wird es interpretiert von den Wiener Symphonikern und dem Solisten Antoine Tamestit, für Hisaishi „einer der besten Bratschisten unserer Zeit“.
Originell und feinsinnig
Das neue Album von Joe Hisaishi bei Deutsche Grammophon offenbart die Kunst des gefeierten Tonschöpfers in all ihren Facetten. Ausgesprochen originell und vielseitig, fein ausgearbeitet und hochsensibel in der Ausgestaltung der verschiedenen Phrasen und Stimmungen, gelingt es Hisaishi in seinen bewegenden Orchesterwerken wie von ihm selbst gewünscht Musik von natürlicher Größe und Organik zu schaffen. Die Wiener Symphoniker zeigen sich unter seiner Leitung einmal mehr als perfekt aufeinander eingespieltes Ensemble mit sinnlich-sattem Gesamtklang, während Antoine Tamestit als Bratschist mit seinem farbenreichen Ton und seiner Gestaltungskraft gerade in den virtuosen Passagen überzeugt.