Die „Romantic Arias“ waren die Visitenkarte, meint Jonas Kaufmann. Als zweiter Coup wendet der Münchner Tenor sich nun Melodien aus deutschsprachigen Opern zu, die ihn seit jungen Jahren geprägt haben: „Mit diesem Repertoire bin ich aufgewachsen, es hat mich seit der Zeit meiner ersten musikalischen Erinnerungen begleitet – man kann sagen, es steckt in meinen Genen“. Und deshalb war es Kaufmann ein Vergnügen, sich mit Mozart und Beethoven, Schubert und Wagner zu beschäftigen, zumal er bei den Aufnahmen mit Claudio Abbado und dem Mahler Chamber Orchestra herausragende Mitstreiter an seiner Seite hatte, die den Liedern die nötige instrumentale Mischung aus Pathos, Emotion und Klarheit verliehen.
Jonas Kaufmann startet mit dem „Lohengrin“ und endet beim „Parsifal“. Zwischen diesen beiden Marksteinen der spätromantischen Oper lässt er die Klangwelten eines knappen vorangegangenen Musikjahrhunderts Revue passieren, sorgsam ausbalanciert zwischen Bekanntem und Überraschendem. Im Fall von Mozart wählt er zwei wohlbekannte Arien aus der „Zauberflöte“, die den Prinzen Tamino mal liebestrunken („Dies Bildnis ist bezaubernd schön“), mal hellsichtig („Wie stark ist nicht dein Zauberton“) präsentieren, wobei Kaufmann die ganze sich anbahnende Peripetie der Handlung mit einbezieht: „Dies ist meine Lieblingsszene, tatsächlich die Schlüsselszene der ganzen Oper. Auch wenn die Königin der Nacht und ihre drei Damen Tamino einer Gehirnwäsche unterzogen haben, zeigt sich hier doch sein Intellekt und sein selbständiges Denken.“
Beethovens Florestan aus dessen Oper „Fidelio“ gehört vom Rollenprofil nicht zu den Lieblingspartien von Jonas Kaufmann, denn zu gerade, zu vorhersehbar ist die Figur angelegt. Musikalisch allerdings ist sie eine echte Herausforderung und so wählt der Tenor die Anfangsszene des zweiten Aktes, um mit dem sinistren „Gott! Welch Dunkel hier!“ der Kerkerszene eines der faszinierendsten Momente des Melodrams in die Riege der deutschen Arien aufzunehmen. Noch überraschender ist die Beschäftigung mit Schubert. „Er wäre ein guter Opernkomponist gewesen, hätte er sich nur nicht die falschen Geschichten ausgesucht“, erklärt Jonas Kaufmann seinen Fokus auf den Partien des romantischen Musikgenies. Da die Musik trotz der Libretti reichlich Großartiges zu bieten hat, setzt er hier Zeichen, indem er selten gehörte Arien aus den Schubert-Opern „Fierrabras“ und „Alfonso und Estrella“ in sein Album-Programm aufnimmt.
Der Kreis schließt sich schließlich mit fünf Arien aus dem Fundus von Richard Wagner. Der „Lohengrin“ zum Beispiel hat für Jonas Kaufmann eine besondere Bedeutung, denn er wird diese Partie im Juli 2009 in München und in der Saison 2010 in Bayreuth auf der Bühne verkörpern. Dazu kommt „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ aus der „Walküre“ und die Arien „Amfortas! – Die Wunde!“ und „Nur eine Waffe taugt“ aus dem „Parsifal“. Damit kehrt der Jonas Kaufmann zurück zu seinen Wurzeln, deren Besonderheiten er als zentralen Teil seiner eigenen kulturellen Herkunft versteht und denen er mit diesem Album nachspürt: „Das ist für mich als Künstler das Wichtigste – nicht die Rollen zu spielen, sondern sie wirklich zu fühlen, sie zu einem Teil meiner selbst und mich zu einem Teil von ihnen zu machen.“
Hörprobe von Jonas Kaufmann mit Auszug aus Lohengrin
Natürlich ist es eine Herausforderung, Richard Wagners „Lohengrin“ zu singen. Der Münchner Tenor Jonas Kaufmann wird in diesem Sommer sogar in München und in der kommenden Saison in Bayreuth auf der Bühne in diese anspruchsvolle Rolle schlüpfen. Problem ist nur: Kaum beginnt der Vorverkauf, gibt es auch kaum noch Karten, denn Kaufmann gehört längst zu den wichtigsten und beliebtesten Sängern seiner Generation. Die gute Nachricht: Kaumann hat auf seiner aktuellen CD auch zwei Arien aus dem „Lohengrin“ aufgenommen. Eine davon, „In fernem Land“, gibt es hier bei KlassikAkzente.de als besonderen Service im Live-Stream zu hören. Wer also Wagner liebt, einen Eindruck von Jonas Kaufmanns neuem Album mit deutschen Arien bekommen oder auch einfach nur ein paar Minuten wunderschöne Musik hören will, der klicke auf das Video.