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Der andere Haydn

Antal Dorati
DECCA
19.08.2009
Das Haydn-Jahr zieht seine Kreise. Und es bringt zahlreiche spannende Veröffentlichungen zutage, die das umfangreiche Oeuvre des Wiener Klassikers beleuchten. Dazu gehören auch die Auseinandersetzungen des Dirigenten Antal Dorati mit verschiedenen Werkkomplexen. Nach der Box mit den gesamten Sinfonien steht nun ein weiteres Highlight ins Haus. Denn Dorati hat sich auch Haydns Opern gewidmet und sie mit der für ihn typischen Akribie für die Nachwelt festgehalten. Sie wurden nun anlässlich des Jubiläumsjahres in einer attraktiven Box zusammengefasst – eine gute Gelegenheit, auch andere Seiten des Komponisten kennen zu lernen.

Joseph Haydn kennt man als großen Meister der Symphonien und Streichquartette. Aber Opern und Gesangswerke? Da ist nach dem Oratorium „Die Schöpfung“ und den Messen schnell Schluss. Dabei gibt es da durchaus einiges zu entdecken. Joseph Haydn verdiente viele Jahre lang gutes Geld und führte ein überwiegend sorgloses Leben. Seit den 1760er Jahren war er der Fürstenfamilie Esterházy verpflichtet und er blieb es auch, als er eigentlich nicht mehr in der österreichischen Abgeschiedenheit (und wahlweise in Wien) hätte leben müssen. Mitte der 1790er Jahre war der Komponist zum Star des Londoner Musiklebens aufgestiegen, führte regelmäßig neue Symphonien auf und wurde ausgiebig gefeiert. Trotzdem zog es ihn zurück in die alte Heimat, an seine Stelle bei den Esterházys. Es hatte durchaus auch Vorteile, nicht in der Hektik der englischen Hauptstadt leben zu müssen. Denn der jüngste Fürst Esterházy, der im Unterschied zu seinen Vorgängern mehr an den bildenden Künsten als an Musik interessiert war, beauftragt Haydn in der Regel lediglich mit einer Messe pro Jahr, die am Namenstag seiner Frau Maria Hermenegild aufgeführt wurde. Der Komponist nützte diese weitgehende künstlerische Freiheit, um an geistlichen Werken und seinen beiden Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“ zu arbeiten. Um 1800 ließ die Schaffenskraft langsam nach. Haydn blieb in Wien kümmerte sich um einige wenige Werke, und sein Privatleben (nach dem Tod seiner Frau heiratete er seine langjährige Geliebte).

Opern komponierte Joseph Haydn dabei vor allem von 1775 an bis etwa 1790. Wieder war es ein  Esterházy, der dazu den Ausschlag gab, denn der damalige Prinz Nikolaus war ein großer Liebhaber des Musiktheaters und beauftragte den Hofkomponisten zu neuen Werken, die dann neben zahlreichen anderen im Palast in Esterháza am Neusiedlersee zur Aufführung kamen. Haydn schrieb insgesamt sieben vollständige Opern zwischen 1775 und 1783 und verschiedene weitere Arien für Kollegen. Eine Musical Comedy für die Wiedereröffnung des King’s Theatre in London 1791 allerdings wurde erst 1951 uraufgeführt. Viele davon blieben lange Jahre nur Spezialisten ein Begriff, bis sich führende Dirigenten der Szene wie Antal Dorati damit befassten. Er nahm Werke wie „L’infedelta delusa“, „L’incontro improvviso“, „Il mondo della luna“, „La vera Costanza“, „L’isola disabitata“, „La fedelta premiata“, „Armida“  und „Orlando Paladino“ unter seine Fittiche und hielt sie mit dem Kammerorchester Lausanne und grandiosen Solisten und Solistinnen wie Ileana Cotrubas, Barbara Hendricks, Jessye Norman und Renato Bruson für die Nachwelt fest. Sie gehören zu den Referenzeinspielungen des Haydn-Repertoires und sind nun endlich in einer exklusiven Box vereint.