Man mag es “das gewisse Etwas” nennen oder, im Sängerjargon, “die Träne”: diesen Klang, der unmittelbar berührt und zu Herzen geht. Man hört ihn bei Joseph Schmidt, bei dem jungen Giuseppe di Stefano, bei Fritz Wunderlich, bei Luciano Pavarotti. Und auch bei Joseph Calleja. Seine Stimme hat jenen warmen, zu Herzen gehenden Ton, der Eisberge zum Schmelzen bringt.
Riccardo Chailly “entdeckte” den 25jährigen bei der Suche nach Sängern für sein CD-Projekt “Puccini Discoveries” (Decca 475 320–2); und er stand auch am Pult, als Calleja wenige Monate später sein Debüt-Album einspielte. Neben seiner Schicksalsrolle, dem Herzog in Verdis “Rigoletto”, enthält das Album vor allem die lyrischen Partien des Belcanto-Repertoires (Nemorino, Edgardo, Alfredo), Tenor-Hits von Cilea und Puccini und die Arie des Macduff in Verdis “Macbeth”, jenes Stück, mit dem Calleja 1997 am Teatro Manoel seiner Heimatstadt Valetta debütierte – im Alter von 19 Jahren! Die weiteren Stationen klingen wie aus dem Bilderbuch der klassischen Sänger-Karriere: Stockholm, Pesaro, Wexford, Spoleto, Washington, Bologna, Bergamo, Brüssel, Bregenz, Dresden, Toronto, Denver, Frankfurt, Zürich, Covent Garden Opera, Wiener Staatsoper. Und wer Calleja zum ersten Mal hört, wird sofort nachvollziehen können, was Chailly über den Sänger sagte: “Seit langer Zeit habe ich kein derartiges Talent in solch jungem Alter gehört. Sein Stimmklang hat eine Qualität, die ich längst verloren glaubte”.