Juan Diego Flórez beispielsweise gilt als amtierender Großmeister des Belcanto. Der Tenor aus Peru hat während des vergangenen Jahrzehnts sich an die Spitze der internationalen Opernwelt gesungen und stellt sich nun mit Bellinis „I Puritani“ auf seiner aktuellen DVD vor. Es ist italienische Oper in einer klassischen Inszenierung für traditionsbewusste Opernliebhaber, eine fast normale Liebesgeschichte im England des 17. Jahrhunderts, die die Sopranistin kurzzeitig in den Wahnsinn und jeden normalen Tenor an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringt. Nicht aber Juan Diego Florez, der sich selbstbewusst der sonst so gefürchteten Partie stellt und mühelos reüssiert. “Er ist unangefochten die Nummer Eins!”, meinte die Tageszeitung Corriere della Sera im Januar 2009 über seinen nun auch auf DVD erhältlichen Auftritt in Bologna. Wer zweifelt, dem sei „I Puritani“ wärmstens ans Herz gelegt!
Jonas Kaufmann ist ebenfalls Tenor, gehört ebenfalls zur Weltelite seines Fachs, setzt aber völlig andere Schwerpunkte als sein Kollege Juan Diego Flórez. Mit Jules Massentes „Werther“ stellte er sich im vergangenen Winter an der Pariser Oper vor. Und er machte seine Sache so gut, dass die Presse ein Füllhorn des Lobs über ihn ausschüttete. In der Tageszeitung Le Monde beispielsweise konnte man lesen: “Werther wird dargestellt von dem Tenor momentan – von Jonas Kaufmann. Er bereichert die Partie mit einem einzigartigen Timbre, einer außerordentlichen Musikalität sowie einer breiten Palette tonaler Abstufungen und einer ungeheuerlichen Diktion”. So liegt es nahe, nach dem Erfolg der Vorgänger „Carmen“ und „Lohengrin“ auf DVD auch die umjubelte Aufführung aus der Opéra Nationale in Paris einem großen Publikum zugänglich zu machen. Jonas Kaufmanns brillanter „Werther“ mit Sophie Koch als Charlotte und Ludovic Tézier als Albert an seiner Seite ist nun dazu berufen, in bester Ton- und Bildqualität die Menschen auch hierzulande zu begeistern. Eine DVD-Perle der gegenwärtigen Opernszene, die sich niemand entgehen lassen sollte.
Es war in Essen und der lakonische Charmeur des stilübergreifenden Chansons Herman van Veen war wieder einmal in bester Form. Nicht umsonst gehört der Holländer seit den Siebzigern zu den Konstanten des Showbusiness. Er ist einer von denen, der hinter aller Poesie die Wirklichkeit nicht vergisst und deren Schattenseiten anzuprangern versteht, wenn auch nicht mit Schärfe, sondern im subtilen Gewand seiner Lieder und Moderationen. Mit dem Konzert aus der Philharmonie in Essen, das im vergangenen Frühjahr aufgezeichnet wurde, nimmt er sein Publikum kontemplativ und humorvoll, nachdenklich und schelmisch, geistreich und hintersinnig mit auf einer Reise zu den Wunderlichkeiten und Fallgruben des Alltags. Denn der Sänger, Schriftsteller und Bühnenstar ein Meister der poetischen Verkleidung der Normalität. Und die DVD „Im Augenblick“ präsentiert seine Kunst mit einer Unmittelbarkeit, dass man am Fernsehschirm das Gefühl bekommt, man sei mitten drin im musikalischen Geschehen.
Wieder einmal eine Rarität. Mit „Clari“, einer so genannten Tragikomödie von Jacques Fromental Halévy, entdeckt Cecilia Bartoli eine wenig bekannte Oper wieder für die Opernbühne. 1828 in Italien uraufgeführt, wurde das Werk damals zum Triumph für die Diva Maria Malibran. Es ist dem persönlichen Engagement von Cecilia Bartoli und dem Züricher Opernhaus zu verdanken, dass diese Inszenierung des einstigen Klassikers nun nach 180 Jahren auf DVD wieder zugänglich gemacht werden konnte. Unter der Regie von Moshe Leiser und Patrice Caurier wird ein buntes und unterhaltsames Märchen geboten, das vond er künstlerischen Leitung gekonnt in die heutige Zeit übertragen wurde. Der Plot ist bewährt und doch raffiniert: Ein Bauernmädchen liebt den Herzog, hat aber Gewissensbisse, weil sie die Familienehre damit stört. Der Herzog versteht Qualen des Mädchens nicht, verstößt die Geliebte, die verzweifelt und zu den Eltern zurückkehrt. Der Vater verwindet die Schande der Tochter nicht, der Herzog liebt Bauernmädchen aber doch, sucht und findet sie. Heirat und ein Happy End. Die vorliegende Aufnahme dokumentiert Halévys „Clari“ erstmals überhaupt auf DVD und ist schon aufgrund der unglaublichen Leistung von Cecilia Bartoli ein einmaliges Opernerlebnis nicht nur für Spezialisten.
Ioan Holender geht. Nach 19 Jahren gibt er sein Amt als Chef der Wiener Staatsoper an einen Nachfolger weiter und beendet damit eine ebenso erfolgreiche wie prägende Ära an einer der wichtigsten Bühnen der Opernwelt. Ihm zu Ehren wurde im Juni 2010 eine Gala mit Ausschnitten aus 40 Premieren seiner Schaffensphase gestaltet. Unterstützt wurde die Hommage von einem Staraufgebot, das die Bedeutung Holenders eindrucksvoll unterstreicht. Mit dabei waren Anna Netrebko, Plácido Domingo, Thomas Quasthoff, Diana Damrau, Natalie Dessay, Angelika Kirchschlager, Waltraud Meier, Pjotr Beczala, Thomas Hampson, Leo Nucci, Ramon Vargas und viele andere. Die Fernsehanstalten ORF und ZDF waren mit den Kameras vor Ort und haben den Abend nicht nur weltweit bis nach Japan an die Bildschirme weitergeben, sondern auch genug Material zusammen getragen, um daraus eine eindrucksvolle Doppel-DVD zu machen. „Ioan Holender – Farewell Concert“ bringt diesen legendären Abend in Wien nun in die Läden und ermöglicht es auch für alle, die nicht live dabei haben, an Glamour und Charme der Ära Holender teilhaben zu können.