Wenn im italienischen
Pesaro, dem Geburtsort
Gioachino Rossinis, allsommerlich das
Rossini Opera Festival stattfindet, strömen Belcanto-Liebhaber aus aller Welt in Scharen herbei. Denn hier, wo man sich ganz dem musikalischen Erbe Rossinis verschrieben hat, füllt man gleichsam edle Tropfen direkt an der Quelle ab – verkostet werden neben berühmten Meisterwerken regelmäßig auch selten oder erstmals vollständig gespielte Werke des Komponisten, dargeboten von führenden Stimmen, Dirigenten und Regisseuren der internationalen Opernszene.
Düsteres und wegweisendes Meisterwerk Mit einem besonderen Höhepunkt wartete das Festival zu seinem
30. Jubiläum im Jahr 2009 auf. Auf dem Programm stand die Aufführung von Rossinis
“Zelmira”, einer selten gespielten
Opera seria düsterer Stimmung und höchst virtuosen vokalen Zuschnitts, das nur wenige Jahre nach seiner Uraufführung im Jahr 1822 in der Obskurität verschwand. Die im August 2009 in Pesaro erstmals präsentierte neu erarbeitete kritische Fassung basiert auf der Version der Pariser Aufführung von 1826 und enthält eine Arie, die Rossini für Wien komponierte – insgesamt fast vier Stunden Belcanto-Genuss.
“Zelmira” ist die letzte Oper, die Rossini in Neapel schrieb. Auf eines seiner Markenzeichen, die brillante Orchesterovertüre, verzichtend, versetzt uns der Komponist direkt in das Geschehen seines bahnbrechenden Werks: ein dunkles Drama um das Leiden der Königin Zelmira vor dem Hintergrund der Trojanischen Kriege – musikalisch ausgestaltet mithilfe einer reichen Chromatik und eines bevorzugten Gebrauchs von Molltonarten. Arien, Rezitative und Ensembles sind zu einem nahezu kontinuierlichen Fluss verschmolzen, mit dem Rossini den durchkomponierten romantischen Opernstil vorwegnahm, der Europa bald dominieren sollte. Die Gesangsparts – Rossini schrieb sie für ein von seiner künftigen Gattin, der legendären Sopranistin Isabella Colbran, angeführtes Ensemble – erfordern außergewöhnliche Virtuosität.
Umjubelter Auftritt von Juan Diego Flórez Es sind Bedingungen, wie geschaffen für den herausragenden Rossini-Sänger
unserer Zeit,
Juan Diego Flórez. Seine Weltkarriere nahm 1996 in Pesaro ihren Ausgang als er kurzfristig in der Rolle des Corradino in “Matilge di Shabran” einsprang und einen überragenden Triumph feierte. Seither beehrt der
Startenor aus Peru das Festival fast jedes Jahr. Seinem Auftritt in der Aufführung von “Zelmira” galt denn auch die größte Aufmerksamkeit. Und Flórez lieferte, was das Publikum von ihm erwartete: eine überragende Gesangsleistung in der Rolle des trojanischen Prinzen Ilo. Für die Arie “Terra Amica” erntete er begeisterten Szenenapplaus; fast 20-minütiger Beifall folgte nach Ende der Aufführung. Neben
Juan Diego Flórez glänzte mit Mezzo-Sopranistin
Kate Aldrich (Zelmira), Bass
Alex Esposito (Polidoro) und Tenor
Gregory Kunde (Antenore) ein Ensemble, das von
Opera Today als “beinahe überirdisch” bejubelt wurde.
Decca präsentiert die Aufnahme auf
DVD und
Blu-ray und damit zugleich die erste überhaupt als Video im Handel erhältliche Aufführung von Rossinis “Zelmira”.