Anlässlich des 40. Todestages von
Karl Böhm erscheint am 17. September 2021
seine komplette Diskografie auf
Decca und
Philips erstmals in einer Ausgabe zusammengefasst. Untrennbar mit dem Namen Karl Böhms ist sein Ruf als einer der bedeutendsten Orchesterleiter des 20. Jahrhunderts verbunden. Die Biografie des am 28. August 1894 in Graz geborenen Dirigenten, der zunächst Jura studierte, weist frühzeitig alle Merkmale und Stationen seiner einzigartigen Karriere auf: Musikstudium in Graz, dann in Wien. Erste Anstellung als Repetitor am Theater in Graz, dann zweiter und schon ein Jahr später erster Kapellmeister, Bekanntschaft mit
Bruno Walter, GMD in Darmstadt und Hamburg. Schon während dieser Zeit dirigierte Karl Böhm gleich mehrere Uraufführungen von Opern
Richards Strauss', darunter “Die schweigsame Frau” (1935 ) und “Daphne” (1938). Mit Richard Strauss verband ihn Zeit seines Lebens ein direkter, freundschaftlicher und produktiver Kontakt
– als Karl Böhm am 14. August 1981 im Alter von 87 Jahren starb, stand er in Salzburg zu den Proben von Strauss' “Elektra” am Pult. Bayreuth, die Wiener Staatsoper oder die MET waren Stationen seiner Karriere
– und immer wieder auch die Aufnahmestudios der Decca. Zum ersten Mal sind nun seine Gesamtaufnahmen für Decca und Philips zusammengeführt worden.
Künstlerisch hochwertiger Kader an Sängern, Solisten und Orchestern
Wie jeder Dirigent hatte auch Karl Böhm seine von ihm bevorzugten Komponisten. Neben Richard Strauss, waren dies vor allem
Beethoven, Schubert, Brahms und
Bruckner – und
Mozart, sein “musikalischer Schutzpatron.” Die in dieser Box enthaltene Aufnahme
des Mozart-Requiems in d-Moll vom November 1956 mit
Teresa Stich-Randall,
Ira Malaniuk, Waldemar Kmentt, Kurt Böhme, dem
Wiener Staatsopernchor und den
Wiener Symphoniker markiert eine Station auf dem Wege der Auseinandersetzung mit Mozarts Werk. Allein dessen “Figaro” hatte Karl Böhm sage und schreibe 229 mal dirigiert. Die Schallplatten-Aufnahme von 1956 mit
Sena Jurinac, Rita Streich, Walter Berry und
Christa Ludwig dokumentiert seinen Ruf als
“Mozart”-Dirigent nachdrücklich, nicht weniger die
Gesamtaufnahmen der “
Zauberflöte” (1955) mit
Hilde Gueden oder der “
Cosi fan tutte”- Gesamteinspielung (1955) mit
Lisa Della Casa und
Anton Dermota.
Ein Kleinod dieser Box ist die maßstabsetzende Aufnahme der “Vier letzten Lieder” mit
Lisa della Casa und den Wiener Philharmonikern aus dem Jahre 1953,
Carl Maria von Webers vier Ouvertüren zu “Euryanthe”, “Preciosa”, “Oberon” und “Peter Schmoll”, Anton Bruckners Sinfonien Nr. 3 & 4
– die überwiegende Mehrzahl aller Aufnahmen dirigierte Böhm vom Pult der Wiener Philharmoniker aus. Ein echtes Highlight ist auch die quicklebendige Gesamtaufnahme der “Fledermaus
” von Johann Strauss II. mit einem phantastischen Ensemble, unter anderem mit
Gundula Janowitz, Wolfgang Windgassen, Eberhard Wächter und
Heinz Holecek. Sehr genau und obendrein unduldsam
Generell zeichneten sich die Aufnahmen Karl Böhms durch den künstlerisch hochwertigen Kader an Orchestern, Sängern, und Solisten aus. Beispielgebend dafür sind die Aufnahmen der beiden Klavierkonzerte mit
Wilhelm Backhaus aus den Jahren 1953 und 1967, oder jene des Klavierkonzertes Nr. 1 von Beethoven mit
Friedrich Gulda von 1968.
Dass Karl Böhm bei seinen Proben sehr genau und obendrein unduldsam war, brachte ihm bei den Musikern gehörigen Respekt ein. Sänger hingegen fühlten sich bei ihm gut aufgehoben, weil er sich völlig auf sie einstellen konnte, sie stützte und lenkte – im Takt mit ihnen atmete. Dem Bassbariton Paul Schöffler und “seinem” Tenor Anton Dermota widmete Böhm sogar zwei eigene Recitals.
Wagner “Ring” erstmals auf Blu-ray Audio
Richard Wagners “Ring des Nibelungen” in einer Live-Aufnahme von den Bayreuther Festspielen 1966/67, sowohl als Einzel-CDs als auch remastert auf 24bit 96kHz und erstmals auf Blu-ray Audio, darf getrost als ein weiterer Höhepunkt dieser Box bezeichnet werden. Die legendären Wagner-Sänger Theo Adam als Wotan und Birgit Nilsson als Brünnhilde führen in dieser rasanten und dramatischen Lesung eine herausragende Besetzung an, zu der neben Annelies Burmeister auch Wolfgang Windgassen oder Thomas Stewart gehörten.
Die Veröffentlichung der Box mit 38 CDs in Originalhüllen und einem 80 Seiten starken Booklet mit neuen Liner Notes von Rémy Louis und Fotos aus Deccas Archiven zeigt das Bild eines herausragenden Künstlers dessen Akribie und Präzision bewundert und gefürchtet wurden und dessen Credo so einfach wie unerschütterlich war: “Das Wichtigste ist der Wille des Komponisten und das Werk, das aufgeführt wird.”