Manchmal sind es die kleinen Rollen, die Aufsehen erregen. Als 1971 am Covent Garden Wagners „Parsifal“ neu inszeniert wurde, besetzte man das Blumenmädchen mit der noch völlig unbekannten Kiri Te Kanawa. Es war eine gute Entscheidung, denn von dem Moment an sprach man in der englischen Opernszene über die wunderbare Stimme der Neuseeländerin. Und es war der Starschuss zu einer schwindelerregenden internationalen Karriere. Noch im selben Jahr sang sie die Gräfin aus „Figaros Hochzeit“ und überzeugte damit sowohl die neue Leitung des Royal Opera House / Covent Garden als auch Publikum und die Rezensenten: „Eine solche Gräfin habe ich noch nie gehört“, meinte beispielsweise Andrew Potter in der Financial Times: „weder am Covent Garden, noch in Salzburg oder Wien; eine junge Sängerin, die zugleich eine klangvolle Stimme sowie großes Können und Lebhaftigkeit aufweist“.
Von da an ging es steil bergauf. Wenige Monate später war Kiri Te Kanawa mit der Gräfin in Lyon zu hören, dann in San Francisco und Glyndebourne. Es folgte 1974 das Debüt an der Met, diesmal als Desdemona in Verdis „Otello“. Bald wurde sie an alle großen Bühnen geladen, doch den entscheidenden künstlerischen Karriereschub verschaffte ihr Sir Georg Solti. Er nahm nicht nur zahlreiche Langspielplatten mit ihr auf, sondern verhalf Te Kanawa auch zu einer besonderen Ehre. Als er, der bereits mit Richard Strauss persönlich gearbeitet hatte, sich entschloss, zum einzigen Mal innerhalb seiner Laufbahn die großen „Vier letzten Lieder“ aufzunehmen, wählte er die neuseeländische Sopranistin als Solistin des Projektes.
Tatsächlich sind diese musikalischen Pole auch die Eckpunkte von Kiri Te Kanawas Repertoire. Sie gilt als eine der zentralen Koryphäen für Melodien von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss und deshalb bilden Arien der beiden Komponisten den Mittelpunkt der Zusammenstellung „Kiri – Mozart, Strauss“. Das Spektrum reicht vom „Le nozze di Figaro“ bis zur „Zauberflöte“, von „La clemenza di Tito“ bis hin zum „Idomeneo“ und von den „Vier letzten Liedern“ bis zu „Arabella“. Berühmte Orchester von den Wiener Philharmonikern über die Kollegen aus London und dem Klangkörper des Royal Opera Houses und Maestri wie Sir Georg Solti, Sir Colin Davis und Jeffrey Tate sorgen dafür, dass die Stimme das passend ausgewogene Klangbett hat. So ist die Zusammenstellung mit Kiri Te Kanawas Aufnahmen aus den achtziger und neunziger Jahren ein Füllhorn der betörenden Melodien, gesungen mit der ganzen Pracht der Nachtigall Neuseelands.