Alle Jahre wieder bringt die Advents- und Weihnachtszeit diese ganz besondere Atmosphäre mit sich. Gerade zum Ende dieses Jahres jedoch, das durch die Corona-Pandemie für alle auf spezielle Weise so prägend war, ist das Bedürfnis nach Besinnung, Trost und Erbauung besonders groß. Und was wäre dazu willkommener als die Musik? Es gibt also kaum einen besseren Anlass als die Adventszeit 2020, um in den zahlreichen und vielfältigen Veröffentlichungen von Deutsche Grammophon und Universal Music zu stöbern.
Gerade rechtzeitig etwa erschien die Wiederveröffentlichung des “
Weihnachtsoratoriums” in einer Aufnahme von 1965 mit
Karl Richter, der Bachs “Weihnachtsoratorium” gleich zweimal aufgenommen hat: 1955, als er gerade begann, den von ihm gegründeten Bachchor zu formen, und zehn Jahre später ein weiteres Mal. Was diese zweite Aufnahme hervorhebt, ist die Ausgewogenheit und musikalische Einbettung der herausragenden Solisten
Gundula Jannowitz,
Christa Ludwig,
Fritz Wunderlich und
Franz Crass.
“Hinreißender Sopran-Sound” und wahre Klassiker
Ganz zweifellos kann man
Händels “
Messiah” als
populärstes Oratorium der Musikgeschichte bezeichnen. Als Joseph Haydn den “Messias” in der Londoner Westminster Abbey erlebte, zelebriert von 885 Mitwirkenden, standen ihm, so berichteten Augenzeugen, Tränen der Ergriffenheit in den Augen. Als die Aufnahme des “
Messiah” mit
Trevor Pinnock 1988 veröffentlicht wurde, waren die Feuilletons voll des Lobes über dessen gelungenes Miteinander von modernem und Altem Instrumentarium, über den schlanken und durchsichtigen Klang seines English Concert & Choir
. Zudem versammelte auch Trevor Pinnock eine Top-Auswahl von Solisten im Studio:
Arleen Auger, der ein Kritiker “den süßesten und hinreißendsten Sopran-Sound” bescheinigte.
Anne Sofie von Otter mit ihrem sparsamen Einsatz von Vibrato bringt die Stimme nah an den für die Alte Musik typischen Ansatz heran. Gefragte Solisten waren seinerzeit auch der Altist
Michael Chance, der Tenor
Howard Crook und der Bassist
John Tomlinson.
Die Aufnahme der “
Nussknacker”-Suite Tschaikowskis mit den
Berliner Philharmonikern unter der Leitung von
Mstislav Rostropovich avancierte schnell zu einem der beliebtesten und gerade zur Weihnachtszeit meistgekauften Klassikalben. Ebenso wie die beiden
Weihnachtsalben der Berliner Philharmoniker. So präsentiert das erste Album Weihnachtsklassiker und Neuentdeckungen selten aufgeführter Werke in herausragenden Aufnahmen aus fünf Jahrzehnten (1956–1999). Auf dem
zweiten Weihnachtsalbum lassen sich erstmalig die vier Karajan-Einspielungen der Weihnachtskonzerte von Corelli, Locatelli, Manfredini und Torelli auf einer CD finden, zusammen mit Vivaldis “Winter”, Bachs “Air” und Pachelbels Kanon – perfekte Botschafter einer Berliner Weihnacht.
Liebevoll kuratierte Klassik-Editionen und musikethnische Zeugnisse
“
100 Christmas Masterworks” ist der Titel einer liebevoll kuratierten Klassik-Edition. Wie weit der Bogen ist, den sie über die verschiedensten Genres zu spannen vermag, wird schon ersichtlich aus der Aufzählung ihrer Solisten – ein “Who is Who” der Klassikstars:
Cecilia Bartoli, Plácido Domingo, Rolando Villazón, Bryn Terfel, Luciano Pavarotti und viele mehr. Fünf CDs mit den schönsten Liedern, Melodien und Chorwerken der Weihnachtstradition – von Komponisten, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: von Zoltán Kodály, Benjamin Britten oder Gustav Holst bis zurück ins Mittelalter, wo Pérotins “Beata viscera Mariae Virginis” einzuordnen ist.
Besondere Aufmerksamkeit verdient das Album “
The Suspended Harp of Babel” mit Werken des estnischen Komponisten
Cyrillus Kreek. Der 1889 im estnischen Ridala geborene Kreek sammelte und bearbeitete, wie seinerzeit auch
Bartók Béla oder
Zoltan Kodaly, zeitlebens geistliche und weltliche Lieder seiner Heimat, die hier vom herausragenden
Ensemble Vox Clamantis und
Jaan-Eik Tulve gesungen werden. Klingende musikethnische Zeugnisse einer langen folkloristischen Tradition: die Nyckelharpa, ein altes schwedisches Streichinstrument, und die Kannel, ein der Zither verwandtes Instrument – eindrucksvoll zu erleben etwa in dem Choral “Ma tulen taevast ülevelt” (“Vom Himmel hoch da komm ich her”).
Altbekanntes und Neu-aufgelegtes zum Fest
Mit “
Feliz navidad” knüpft
Rolando Villazón an die Tradition der Weihnachtsalben von
Fritz Wunderlich,
Luciano Pavarotti oder
Plácido Domingo an. Internationale Klassiker, musikalische Erinnerungen an seine eigene Kindheit in Mexiko und ganz persönliche Lieblingsstücke rund um die festlichste Zeit – Rolando Villazon verwandelt sie in musikalische Weihnachtssterne.
Auch
Andrea Bocellis Album “
Believe” gehört unbedingt in diesen Reigen
. Songs wie
“You’ll Never Walk Alone” und “Amazing Grace” im Duett mit der amerikanischen Sängerin und Geigerin
Alison Krauss oder – ein Höhepunkt – die beiden Duette mit
Cecilia Bartoli. “Pianissimo” und “I Believe” dürften gerade zu dieser Zeit jeden erreichen.
Für die beiden Alben “
Ein Wintermärchen 1 & 2” hat der Berliner Komponist
Christoph Israel Bearbeitungen geschrieben, die die vertrauten Klänge altbekannter Weihnachtslieder in einem ganz anderen musikalischen Licht erscheinen lassen, dank solcher Interpreten wie
Max Raabe, Thomas Quasthoff, Katharina Thalbach, Ute Lemper, dem Oboisten
Albrecht Mayer sowie einer hochkarätigen Zusammenstellung von Mitgliedern renommierter Klassikorchester wie den Berliner Philharmonikern oder dem
Chamber Orchestra of Europe.
Die Reihe der Empfehlungen lässt sich fortsetzen etwa mit dem Album “
Weihnachten in Leipzig” mit Einspielungen der “musikalischen Botschafter” dieser Stadt: dem
Thomanerchor und dem
Gewandhausorchester unter
Riccardo Chailly. Auf seinem Weihnachtsdoppelalbum “
Christmas with Pavarotti” singt einer der größten Tenöre aller Zeiten internationale Weihnachtslieder, Opernarien, geistliche Schätze und Pop-Hits
Und ganz aktuell hat
Daniel Hope für seine neue Veröffentlichung “
Christmas with Hope” mit “White Christmas” , “The Christmas Song” , “A Child is born” und “Maybe this Christmas” die vier wohl populärsten amerikanischen Weihnachtslieder, neu arrangiert, im Studio mit dem
Zürcher Kammerorchester eingespielt.
Dann kann Weihnachten ja kommen – für die passende Musik wäre gesorgt.