Es war ein ebenso skurriles wie ernsthaftes Versprechen, das
Leonard Bernstein dem polnischen Pianisten
Krystian Zimerman vor rund 30 Jahren abnahm. Der Komponist hatte zuvor augenzwinkernd den Wunsch geäußert, an seinem 100. Geburtstag gemeinsam mit Zimerman seine zweite Sinfonie “
The Age of Anxiety” aufzuführen. Seinen 100. Geburtstag feiert die Klassikwelt in diesem Jahr, am 25. August 2018. Obgleich Zimerman also nicht mehr zusammen mit Bernstein auftreten kann, hat ihn das Versprechen nicht losgelassen.
Prägende Gestalt: Leonard Bernstein
Zu prägend war die Figur des US-amerikanischen Musikergenies für den jungen polnischen Pianisten, der Bernstein Mitte der 1970er Jahre kennenlernte. Zimerman beeindruckte die Spontaneität und experimentelle Leidenschaft Leonard Bernsteins. Der energische Dirigent und Komponist wurde für den eigenwilligen Pianisten zu einem Vorbild. “Er gab mir den Mut und das Selbstvertrauen, in meinen Interpretationen etwas zu wagen, gänzlich neue musikalische Ideen zu erproben”, so Zimerman im Rückblick.
Rastlose Sinnsuche: “The Age of Anxiety”
Neue Ideen erprobte auch Leonard Bernstein, als er sich in seiner Sinfonie Nr. 2 mit W. H. Audens Erzählgedicht “The Age of Anxiety” zu beschäftigen begann. Der Text thematisiert die rastlose Sinnsuche der Nachkriegsgeneration, der Leonard Bernstein mit einem Mix aus klagenden, vulkanischen und cool swingenden Klangimpressionen begegnete. Krystian Zimerman hat das faszinierende Werk im Juni dieses Jahres gemeinsam mit Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern in der Berliner Philharmonie aufgeführt.
Der Live-Mitschnitt der umjubelten Interpretation erscheint am 25. August 2018, dem 100. Geburtstag von Leonard Bernstein. Zusätzlich enthält das Album ein kurzes Interview mit dem Komponisten über seine zweite Sinfonie.