Lise Davidsen | News | Leidenschaftlicher Ausdruck – Lise Davidsen singt Beethoven, Wagner und Verdi

Leidenschaftlicher Ausdruck – Lise Davidsen singt Beethoven, Wagner und Verdi

Lise Davidsen
© James Hole
01.04.2021
Was Superlative anbelangt, ist bei Lise Davidsen niemand mehr verlegen. Von einer “flutenden Riesenstimme” (Die Welt), von der größten dramatischen Begabung seit Birgit Nilsson und Kirsten Flagstad, ja von einer absoluten Ausnahmeerscheinung, der lange erwarteten “voice in a million” (Telegraph), war in der Öffentlichkeit bereits die Rede. Dass mit Lise Davidsen ein neuer Stern am Opernhimmel aufgegangen ist, darüber scheint knapp sechs Jahre nach ihrem triumphalen Gewinn von Plácido Domingos Operalia-Gesangswettbewerb in London, etlicher weiterer Auszeichnungen und gefeierter Auftritte an den bedeutendsten Häusern der Welt kein Zweifel mehr zu bestehen. 
Mit so viel Lob verbinden sich indes auch hohe Erwartungen. Lise Davidsen, die sich trotz des internationalen Rummels um ihre Person ein hohes Maß an Bodenständigkeit bewahrt hat, weiß mit dem Druck umzugehen. Mit ihrem 2019 bei Decca erschienenen Solo-Debüt, das binnen weniger Wochen die UK Classical Charts stürmte, übertraf sie alle Erwartungen. Jetzt veröffentlicht sie ihr zweites Solo-Programm auf Decca. Es steht ihrem furiosen Debüt in nichts nach.

Geborene Heroine

Das neue Album, das sie mit dem London Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Sir Mark Elder aufgenommen hat, besticht zunächst durch seine Vielfalt. Davidsen widmet sich einer Reihe von Heldinnen der italienischen und deutschen Oper. Das Repertoire reicht von Verdis Leonora aus “La forza del destino” über Mascagnis Santuzza in “Cavalleria rusticana” bis hin zu Cherubinis “Medea” und Beethovens Leonore aus dem “Fidelio”.
Dass ihre Stimme magische Qualitäten besitzt, untermauert die Sängerin auf ihrem neuen Album frappierend souverän. Die Inbrunst, mit der sie der todessehnsüchtigen Verzweiflung der Leonora in Verdis bewegender Arie “Pace, pace, mio Dio” Ausdruck verleiht, ist atemberaubend und der leidenschaftliche Ausdruck ihrer Leonore sängerisch überwältigend. Mit Beethovens Leonore feierte sie 2020 große Bühnenerfolge. Die Ausschnitte aus dem Fidelio sind wahre Highlights des Albums.       
Aber das ist längst nicht alles. Neben den berührenden Opernausschnitten erklingen, umgeben von hypnotischem Flair, Wagners Wesendonck-Lieder, denen die Sängerin in der üppigen Orchesterversion von Felix Mottl ihre Intimität zurückerstattet. Die norwegische Sängerin darf auf ihre mächtige Stimme vertrauen. Sie braucht nicht mit dem Orchester zu kämpfen. Deshalb kann sie den Liedern jene Atmosphäre einer hochverletzlichen Andacht verleihen, die sie benötigen, um ihre erstaunliche Poesie zu entfalten.

Mehr Musik von Lise Davidsen