Bei ihren Veröffentlichungen zum Beethovenjahr wartet die Deutsche Grammophon nicht nur mit Neueinspielungen, sondern auch mit interessanten Entdeckungen aus ihrem Archiv auf. Eine solche ist Mauricio Kagels Werk “Ludwig van – Hommage à Beethoven”, das anlässlich des 200. Geburtstages Ludwig van Beethovens entstand und im Januar 1970 aufgenommen wurde. Kagel selbst bezeichnete es als eine “Metacollage”. Das Werk ist in drei getrennten, aber eng miteinander verwandten Versionen präsent: Einem Film, der im Auftrag des WDR entstand und der für viele kontroverse Diskussionen sorgte, einer Musikpartitur und der vorliegenden Aufnahme.
Kagel ging es darum, die Musik der Vergangenheit auch als Musik der Gegenwart darzubieten. Dabei stellt er mit seiner Collage den Begriff “Werktreue” bewusst in Frage. Eingriffe in das Originalmaterial an sich nahm Kagel nicht vor. Gleichwohl änderte er Anweisungen Beethovens zur Artikulation und zur Dynamik, fügte Wiederholungen nach eigenem Ermessen ein, löste einzelne Instrumentenstimmen aus ihrem Zusammenhang und setze sie neu zusammen. Was die Interpreten spielten, beruht auf deren subjektiver Wahrnehmung. Der Zuhörer sollte beim Durchdringen der musikalischen Substanz nicht davon abgelenkt werden, ob er das eine oder andere Motiv “erkennt”.
Auch in der Besetzung des Stückes lässt die Partitur den Musikern alle Freiheiten. Für die jetzt wiederveröffentlichte Aufnahme, bei der der Komponist selbst als Dirigent am Pult stand, entschied sich Mauricio Kagel für zwei Männerstimmen und eine klassische Streichquartettbesetzung. Außerdem holte er die beiden Pianisten Bruno Canino und den später auch als Komponisten wirkenden Frederic Rzewski dazu.
Das so entstandene Werk wird nun, so wie auch zwei Zyklen der kompletten Streichquartette Beethovens, einmal mit dem Melos Quartett und einmal mit dem Koeckert Quartett, erstmals digital veröffentlicht.