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Vokaler Vivaldi mit Magdalena Kožená

Magdalena Kozena
© Esther Haase/DG
17.06.2009
Antonio Vivaldi selbst erwähnte einmal stolz, er habe 94 Opern geschrieben. Wirklich nachprüfbar ist das aus heutiger Perspektive zwar nicht, da viele von diesen Werken verschollen sind. Immerhin rund dreißig Opern aber konnten im Laufe der Jahre wieder entdeckt und rekonstruiert werden. Und dabei stellte sich heraus, dass der uns als Meister des Instrumentalen bekannte venezianische Komponist mindestens ebenso souverän mit den Gestaltungsmöglichkeiten der Stimme umzugehen vermochte. Für Magdalena Kožená war es daher in mehrfacher Hinsicht ein Vergnügen, sich für ihr Album „Vivaldi“ mit den barocken Arien auseinander zu setzen. Denn zum einen konnte sie sich zuweilen wie eine Kulturarchäologin fühlen, die weitgehend unbekannte, rund 300 Jahre alte Musik erforscht. Auf der anderen Seite erwies sich die Zusammenarbeit mit Andrea Marcon und dem Venice Baroque Orchestra als derart inspirierend, dass die weltweit renommierte Mezzosopranistin sich bei jedem Ton der Aufnahme sicher sein konnte, eine ideale Interpretation der Arien zu entfalten.

Schon einmal arbeitete Magdalena Kožená mit Andrea Marcon und dessen Orchester zusammen. Damals stand Georg Friedrich Händel im Mittelpunkt des Repertoires. Doch auch wenn es sich dabei ebenfalls um einen Meister des Barocks handelte, war die Herangehensweise an das Thema eine völlig andere: „Bei meiner Händel-Aufnahme“, erinnert sich die Sängerin, „ging es um großes Drama. Händel braucht die Extreme, zu Vivaldis Musik würde das aber nicht passen. Jedes Übermaß zerstört sie. Sie ist wie Muranoglas – schon durch den kleinsten Fehler verliert sie ihre magische Vollkommenheit. Natürlich ist sie auch emotional, aber sie erinnert mich auf dieser Ebene eher an Yoga, wenn man sich auf eine bestimmte Sache konzentrieren, glücklich darin sein soll. In der Musik wie auch in anderen Zusammenhängen suche ich gerne große Kontraste, aber damit wird man Vivaldi nicht gerecht. Auch wenn es sich bei diesen langsamen Stücken um Opernarien handelt, die Teil einer Handlung sind, sollte man sich auf ein einziges, tief empfundenes Gefühl darin konzentrieren und es festhalten. Das ist viel schwerer als der virtuose Part“.

Für ein Widmungsalbum an einen Komponisten bedeutet das vor allem, dass sich die Künstlerin besonders genau überlegen muss, welche Arien ihr tatsächlich liegen, denn Emotionen lassen wenig Versteckspiel zu. Magdalena Kožená verbrachte daher viel Zeit damit, sich die einzelnen Stücke zu vergegenwärtigen, bis die Auswahl fertig war. Sie arbeitete dafür eng mit Andrea Marcon zusammen, der sie als Vivaldi-Spezialist in vieler Hinsicht beraten konnte und vor allem darin bestärkte, der eigenen Intuition zu folgen. Letztlich ergab sich durch diese Kombination eine ideale Voraussetzung für Aufnahmen, die die Konventionen hinter sich lassen. „Ich fühlte mich vollkommen frei, konnte die beste Musik auswählen, da keine alten Erfolgsnummern vorhanden waren, die man unbedingt mit hinein nehmen muss – es gibt keine Vivaldi-Hits!“

Dafür aber die Möglichkeit, die eigene Inspiration schweifen zu lassen. Da Magdalena Kožená und das venezianische Ensemble im Vorfeld der Aufnahme keine Konzerte hatte, in denen sie die Arien ausprobieren konnten, war es letztlich eine Chance, auch mutig ohne große Referenzen das Projekt anzugehen. „Ich hatte ein bisschen Angst davor, aber ich wusste, dass wir beim Musizieren eine Menge Spaß haben würden. Mit dieser spontanen, frischen Arbeitsweise aus dem Moment heraus, meinte Andrea, würden wir während des Spielens eine tolle Verbindung finden, alles bliebe neu und spontan. Er hatte recht!“ So entstanden vokale Hörjuwelen mit Arien unter anderem aus „Tito Manlio“, „La Verità in Cimento“, „Arsilda, Regina di Ponto“, „Ottone in Villa“, „Orlando Furioso“ oder „Farnace“, die nicht nur dem selten gewürdigten Opern-Vivaldi gerecht werden, sondern darüber hinaus ein famoses Dokument kollektiver Kreativität darstellen, das sowohl Magdalena Kožená als auch Andrea Marcon und die Seinen in ihrer jeweiligen Position als Autoritäten der Szene bestätigen.

Auf der Künstlerseite bei KlassikAkzente finden Sie mehr Informationen über Magdalena Kožená.

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