Glück mit Gluck: Ihre Einspielungen von “Armide” und “Iphigénie en Tauride” wurden weltweit mit Begeisterung aufgenommen. Jetzt setzen Marc Minkowski und seine Musiciens du Louvre ihren Gluck-Zyklus mit dem bekanntesten Werk des Komponisten fort, “Orphée et Eurydice”. Wie der Titel schon sagt, hat sich der Dirigent für die Pariser Fassung der Oper von 1774 entschieden. Dass diese Version den meisten Hörern nur von älteren Aufnahmen bekannt ist, hat einen guten Grund:
Gluck schrieb die Pariser Fassung für Joseph Legros, einen überaus virtuosen Tenor, der in der Höhe mühelos die Countertenor-Lage erreichte. Von “normalen” Tenören ist diese Version nicht vollständig zu bewältigen, selbst bei den größten Sängern geht es nicht ohne Vereinfachungen und Striche. (Der Einzige, der sogar die – meist gekürzte – Bravour-Arie am Ende des ersten Aktes schaffte, war der Bolschoi-Virtuose Ivan Kozlovsky. Nur ist seine Aufnahme in russischer Sprache und über fünfzig Jahre alt.)**
In Richard Croft fand Minkowski schließlich den Sänger, der sowohl über die geforderte Virtuosität als auch über jene Kunst der “voix mixte” (der Mischklänge zwischen Brust- und Kopfstimme) verfügte. Und der dazu noch das französische Idiom beherrschte. Minkowski nutzte die Gunst der Stunde, setzte eine Serie von Aufführungen an und entfachte mit seinem Team derartige Begeisterung, dass am Schluß der Serie feststand: Das Ganze muss auf CD verewigt werden – und zwar als Live-Aufnahme!