Franz Schubert war Anfang des 19. Jahrhunderts einer der führenden Kammermusikkomponisten. Seine Sonate in a-moll für Arpeggione und Klavier D 821 entstand in einem schöpferisch besonders fruchtbaren Jahr: Von 1824 datieren auch die Streichquartette in a-moll »Rosamunde« und d-moll »Der Tod und das Mädchen« sowie das heitere Oktett in F-dur. Schubert schrieb diese Sonate für die neue Arpeggione, ein sechssaitiges Instrument aus Mitteleuropa, das wie eine Gitarre gestimmt ist, aber mit dem Bogen gestrichen wird. Er beweist ein unmittelbares Verständnis für dessen gedämpften und anrührend wehmütigen Klang. Da gleichzeitig mit der Erstveröffentlichung der Sonate 1871 auch eine Fassung für Cello erschien, hat sie sich schnell einen festen Platz im Konzertrepertoire erobert.
Brahms nannte seine Drei Intermezzi op. 117 »Wiegenlieder meiner Schmerzen«, und trotz der wiegenliedtypischen Metren und Rhythmen sind sie äußerst schwermütig. Der Mittelteil des ersten Intermezzos ist harmonisch verworren, und auch das zweite Intermezzo ist von Unsicherheit geprägt und der Anfang des letzten Intermezzos ist transparenter, doch schon bald kehren die Klänge wieder ins Ungewisse zurück. Insgesamt bekommt man durch die Unentschiedenheit der Kompositionen den Eindruck, diese Musik erzähle von unerfüllten Sehnsüchten.
Mendelssohns Sammlungen für Klavier hingegen, die er innovativ Lieder ohne Worte nannte, sind weniger trübsinnig. Diese melodischen Stücke, die zwischen 1829 und 1845 entstanden, bezeugen die zunehmend größere Bedeutung des Klaviers im häuslichen Leben. Nach Mendelssohns Tod entdeckten seine Verleger einen direkten Bezug zwischen ihnen und dem Opus 109 für Cello und Klavier von 1845, das sie daraufhin ebenfalls Lied ohne Worte nannten.
In einem alles in allem eher melancholischen Ton beginnt auch Brahms’ Sonate in e-moll für Klavier und Cello op. 38. Statt den Cellopart in den Vordergrund zu stellen, gestaltete der Komponist hier einen gleichberechtigten Dialog zwischen den Partnern. Brahms begann die Arbeit an der Sonate im Jahr 1862, als er auch seine Erste Symphonie in Angriff nahm, und das Kammermusikwerk teilt deren große, schwärmerische Ambitionen.
Mit der portugiesischen Pianistin Maria Joao Pires und dem brasilianischen Cellisten Antonio Meneses haben diese Stücke zwei ideale Interpreten gefunden, deren musikalische Reife und – im besten Wortsinne – Abgeklärtheit, gepaart mit der Spontaneität ihrer musikalischen Live-Begegnung in der Londoner Wigmore Hall im Januar 2012 ein faszinierendes Ergebnis gezeitigt haben.