Matthias Goerne | News | Neu und vertraut zugleich: "Schubert Revisited" mit Matthias Goerne

Neu und vertraut zugleich: “Schubert Revisited” mit Matthias Goerne

Matthias Goerne - Schubert Revisited
© Caroline De Bon
12.01.2023
Schubert Revisited” lautet der stimmige Titel des neuen Albums von Matthias Goerne. Dieses widmet der gefeierte Bariton seinem Lieblingstonschöpfer und setzt das Schaffen des Meisterkomponisten eindrucksvoll und in neuen Farben in Szene. Im Zentrum stehen die “3 Gesänge des Harfners”, die in einem spannenden Arrangement von Alexander Schmalcz erstmals als Orchesterfassung zu erleben sind. Gleiches gilt für die neuen Versionen des “Erlkönig”, der “Grenzen der Menschheit” und “Wandrers Nachtlied”, eingespielt von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Das besondere Album ist am 6. Januar bei Deutsche Grammophon sowohl auf CD als auch digital und im immersiven Dolby Atmos-Format erschienen.

Matthias Goerne und Franz Schubert – eine Lebensbeziehung

Matthias Goerne zählt zu den gefragtesten Schubert-Interpreten unserer Zeit. In den vergangenen Jahrzehnten hat er sich immer wieder tiefgehend mit dem romantischen Komponisten auseinandergesetzt und dessen Lieder etliche Male in ihrer Originalfassung für Gesang und Klavier mit Pianist Alexander Schmalcz vor Publikum gesungen. Aus Sicht des Sängers zählt Schubert “zu den wichtigsten Komponisten der Menschheit”, wie er sagt, insbesondere aufgrund seiner Fähigkeit, sich derart intensiv in die Menschen einfühlen zu können und die dabei entdeckten Nuancen musikalisch auszudrücken. So sagt Goerne: “Schuberts Lieder schaffen eine perfekte Balance zwischen Intellektualität und größter Natürlichkeit. Komplizierteste Melodien und Formen klingen bei ihm ganz natürlich”.

Besondere Orchesterfassung der Lieder

Für sein neues Album hat Goerne nun das ihm vertraute Terrain verlassen und die Lieder Schuberts erstmals in Bearbeitungen für Gesang und Orchester eingesungen. Geschaffen wurden die Orchesterversionen von seinem langjährigen Klavierpartner Alexander Schmalcz, der sich eindringlich damit beschäftigt hat, wie die Idee und der jeweilige Charakter eines Liedes in eine Orchesterfarbe übertragen werden kann. Für Goerne war die Herangehensweise von Schmalcz an die Schubert-Lieder eine Offenbarung. So sagt der Sänger: “Seine Kreativität bei der Umsetzung für Orchester ist enorm: Sein Stilempfinden und sein feinfühliger Ansatz, mit dem er die richtigen Instrumente zum richtigen Moment einsetzt, sind wirklich erstaunlich.” Dabei führt das breite Spektrum an instrumentalen Farben und Texturen in der orchestralen Fassung zu einer Verdichtung der emotionalen Wirkung der Musik. Gleichwohl betont Schmalcz: “Ich schreibe da nichts dazu. Mitunter fülle ich Stimmen auf, indem ich z. B. eine Oktave hinzufüge. Oder ich setze liegende Akkorde im Orchester ein, um die Klangflächen zu simulieren, die sich aus dem Pedalgebrauch am Klavier ergeben. Mein Ziel ist aber: So original wie möglich!”

19 Lieder in neuem Gewand

Die 19 orchestralen Fassungen auf dem Album umfassen dabei ebenso bekannte Stücke wie “An Sylvia”, “Der Tod und das Mädchen” und “Erlkönig” wie auch die drei erhabenen, nie zuvor für Orchester arrangierten “Gesänge des Harfners” mit den Texten aus Wilhelm Meister von Goethe. Außerdem wurden eindrucksvolle Orchestrierungen von “Alinde” und “Des Fischers Liebesglück” sowie “Stimme der Liebe” eingespielt, gekrönt nicht zuletzt von herausragenden Arrangements der Stücke „Das Heimweh“ und “Wandrers Nachtlied”. Bei der Zusammenstellung der einzelnen Lieder für dieses Album hat Goerne immer die Orchestrierung im Hinterkopf gehabt. So sagt er über das Ergebnis: “Die Auswahl an Liedern, die ich da getroffen habe, bekommt eine klangliche Dimension, die das Klavier so nicht darstellen kann. Das heißt nicht, dass sie besser ist, sondern anders.”

Expressiv und farbenreich

Das vorliegende Album markiert einen Meilenstein in Goernes Auseinandersetzung mit Schuberts Werk und erweitert die zahlreichen Interpretationen der Lieder um eine außergewöhnliche neue Perspektive. So bietet sich den Hörern durch die Orchesterfassungen eine ungemein farben- und nuancenreiche Ausdeutung der musikalischen Inhalte, die von Goerne expressiv und detailversessen dargeboten werden. Besonders intensiv zeigt sich auch die Zusammenarbeit des Sängers mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. So hat Goerne das Orchester gemeinsam mit Konzertmeister Florian Donderer selbst geleitet, was sich in einer großen Wendigkeit und Spielfreude in Bezug auf das Tempo und die Phrasierungen wiederspiegelt. “Das ist für mich die ideale Form, Musik zu machen: wenn Leute im Moment miteinander verschmelzen”, stellt Goerne fest. Das Album zeigt, was er damit meint.

Mehr Musik von Matthias Goerne