Measha Brueggergosman | News | Erlebtes Lied

Erlebtes Lied

Measha Brueggergosman © Cylla von Tiedemann
Cylla von Tiedemann
10.02.2010
Es geht um Authentizität. Wer als Sängerin sich heute von der Menge gut ausgebildeter Konkurrentinnen unterscheiden will, die alljährlich die Hochschulen dieser Welt auf der Suche nach ihrem Platz im Musikleben verlassen, kann das nur über die eigene Unverwechselbarkeit. Die wiederum erreicht man in der Regel, wenn man genau das macht, womit man sich künstlerisch wohl fühlt. Measha Brueggergosman beispielsweise ist eine Synoptikerin. Sie fasst zusammen, verbindet und vereint Impulse aus verschiedenen Stilprovenienzen zu einem wirkungsvollen Ganzen. Das macht sie etwa im Fernsehen als quirlige Gastgeberin der Late-Night-Musikshow Arte Lounge. Und nach dem gleichen Prinzip hat sie auch ihr neues Recital-Album „Night And Dreams“ gestaltet.
„Guter Gesang, Atmosphäre, Exotik und zwischendurch die Gaumenreiniger“, meint die Sopranistin, befragt nach dem strukturellen Bauplan hinter der Aufnahme, die sie zusammen mit dem Pianisten Justus Zeyen verwirklicht hat, der als Lieblingspartner unter anderem von Thomas Quasthoff während der vergangenen Jahre bereits umfassende Kompetenz als Liedbegleiter bewiesen hat. Das heißt im einzelnen, dass sie von Claude Debussys „Beau Soir“ über Vokalpretiosen aus den Liederbüchern von Richard Strauss, Johannes Brahms, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert bis hin zu Gabriel Fauré, Hugo Wolf, Francis Hime und Peter Warlocks „Sleep“ gelangt.
Es ist ein Programm, das Measha Brueggergosman die Gelegenheit bietet, im übergreifenden Sinn zu klammern, mit großen Spannungsbogen zu arbeiten und dabei die üblichen Grenzen der Repertoiregewohnheiten hinter sich zu lassen. „Wir wollten etwas machen, das gleichzeitig verträumt, sexy und romantisch ist – anders eben. Außerdem gibt mir dieses Repertoire die Möglichkeit, wirklich loszulassen.“ Was nicht heißt, dass sie es sich leicht gemacht hat, denn: „Es ist die Schlichtheit, die schwer ist! Opern gehen sofort ins Blut, aber ein Lied verlangt jedes Mal harte Arbeit von dir. Man muss selbst die Atmosphäre schaffen. Es ist eine großartige Erfahrung, aber auch eine große Verantwortung“.
Und natürlich eine Herausforderung. Measha Brueggergosman liebt das Besondere. Das war schon bei ihrem Debüt „Surprise“ so, mit dem sich die kanadische Sopranistin, die übrigens fünf Jahre lang in Deutschland unter anderem bei Edith Wiens studierte und nicht zuletzt dadurch eine tiefe Affinität zu den Ahnherren des Kunstliedes von Mozart über Schubert und Brahms bis Wolf und Strauss hat, der Musikwelt präsentierte. Vor zwei Jahren hatte sich die seit der Jahrtausendwende ihn ihrer Heimat gefeierte Künstlerin für ihren Einstand bei der Deutschen Grammophon ein überraschendes Programm mit William Bolcoms „Cabaret Songs“, Arnold Schönbergs „Brettl-Lieder“ und fünf Miniaturen von Erik Satie gewählt.
Seitdem wird sie international umschwärmt, aufgrund ihrer enormen und profunden stimmlichen Kompetenz, aber auch weil sie sich mit ihren musikalischen Vorstellungen nicht in vorgeformte Schemata pressen lässt. „Eine rein intellektuelle Annäherung an den Liedgesang interessiert mich nicht“, meint sie daher auch zu ihrem Recital „Night and Dreams“. Für den Zuhörer ist das nur von Vorteil. Denn diese 21 Miniaturen zum Thema Leidenschaft und Allzumenschliches werden auf diese Weise zu tief empfundenen, authentischen Stellungnahmen einer Künstlerin, deren Aura mit jedem Ton verzaubert. Und das nicht nur im Ambiente des Tonstudios, sondern auch auf der Bühne. Vom 7. März 2010 an, werden Measha Brueggergosman und Justus Zeyen sich auf den Weg machen, um die klingenden Nachtgedanken des „Night And Dreams“ – Programms auch auf deutschen Konzertbühnen zu bringen. Ein Erlebnis, zweifellos!

Hier geht es zur Künstlerseite von Measha Brueggergosman.
Tourtermine:
  • 09.03.2010 Dortmund (Deutschland), Konzerthaus Dortmund
  • 15.03.2010 Bonn (Deutschland), Arithmeum
  • 19.03.2010 München (Deutschland), Prinzregententheater
  • 25.03.2010 Heidelberg (Deutschland), Schloss
  • 03.08.2010 Kiedrich (Deutschland), Rheingau Musik Festival

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