Die Techniker von
Mercury haben es geahnt, dass eines Tages alles besser klingen könnte, und daher schon früh mit hohem Standard aufgenommen. So kommt es, dass auch die zweite Folge der limitierten Boxsets mit legendären Aufnahmen von
Mercury Living Presence nicht nur große Künstler von Antal Dorati bis Rafael Puyana, sondern auch herausragende Klangqualität aus frühen Jahren zu bieten haben.
Vom Pop zur Klassik Mercury war eine kleine amerikanische Plattenfirma. 1945 gegründet, hatte sie sich zunächst der Popmusik auf Schellacks und Singles gewidmet, kam denn aber zum ersten Mal über den freien Produzenten John Hammond mit Klassik in Kontakt, als dieser bereits fertige Aufnahmen wie von
Stravinskys „Dumbarton Oaks“ auf das ebenfalls noch junge Format der Langspielplatte transferieren ließ. Bis 1950 wurden hauptsächlich lizensierte Archivalien gepresst, bevor sich unter der Leitung von Bob Fine und Wilma Cozart eine eigene klassische Abteilung zu entwickeln begann.
Lebendige Präsenz Um 1949 setzte sich das Magnetband als Aufnahmemedium durch, was die Kosten für ein Studio wesentlich verringerte und Mobilität mit kleinen Konsolen ermöglichte. Außerdem kamen neue Mikrofone wie das legendäre Telefunken U−47 auf den Markt, dessen Klangspektrum ungeahnte dynamische Differenzierungen bot. So wurde es auch für eine Independent-Firma wie Mercury möglich, große Orchestereinspielungen zu verwirklicht. Die erste dieser Art fand im April 1951 mit dem
Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von Rafael Kubelik und
Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ statt. Mit nur einem einzigen Telefunken-Mikro archiviert, gelang dem Studioteam eine Klanggestalt, von der der Kritiker Howard Taubman schwärmte: „One feels oneself in the living presence of the orchestra“. Das war die Intention der Aufnahmen und gab der Mercury-Reihe ihren Namen.
Legendärer Klang Der nächste wichtige Schritt war die Umstellung von Mono auf das
Stereo-Signal. Im Jahr 1955 wagte man bei der Mercury diese Veränderung und entwickelte schnell eine eigene Vorstellung von Mikrofonierung. Denn um einen guten Sound zu bekommen, wurden drei Mikrofone verwendet – eines in der Mitte, zwei am Rand des Orchesters -, die dann auf zwei Kanäle gemischt wurden. So kommt es, dass für die Neubearbeitung, die seit den Achtzigerjahren in mehreren Arbeitsphase unter der Leitung von
Wilma Cozart Fine realisiert wurde, ein spektakulärer Raumklang zur Verfügung stand, der nun auf CD und dem modernen Vinyl erst seine wahre Opulenz entfalten kann.
Famose Klassiker und Raritäten Die zweite Folge der limitierten Editionen von
Mercury Living Presence, zum einen in einer
CD-Box mit 55 CDs in reproduzierten Originalcovers, zum anderen in einer
Sammler-Vinyl-Box mit 6 LPs und ausgesuchten Titeln, gehört daher – wie schon der Start der Reihe im vergangenen Januar – zu den Juwelen der Klassikarchive. Sie konzentrieren sich auf die Arbeit des ungarischen Dirigenten Antal Dorati, der mit einer umfassenden Sammlung von Repertoire der Moderne von Albéniz und Bartók über Gershwin und Schoenberg bis Satie und Milhaud vertreten ist, darüber hinaus aber auch mit Beethoven und Tschaikowsky zu hören ist. Eine echte Rarität ist in diesem Zusammenhang seine Mono-Aufnahme von Stravinskys Le Sacre Du Printemps, ebenso wie die Erstaufnahme von John Coriglianos Klavierkonzert. Diese CD enthält außerdem ein seltenes16-minütiges Interview mit Corigliano und der Pianistin Hilde Somer.
Weitere Schwerpunkte dokumentieren eine beachtliche Repertoirevielfalt, die das Label bereits in den Fünfzigern und Sechzigern präsentierte. Sie reicht von Solowerken von Johann Sebastian Bach gespielt vom Cembalisten Rafael Puyana über den amerikanischen Komponisten und Dirigenten Howard Hanson, der mit eigenen Werken und anderen amerikanischen Komponisten vertreten ist, bis hin zu Einspielungen von Frederick Fennell, Rafael Kubelík, Paul Paray und János Starker. Ein ausführliches
172seitiges Booklet mit Essays zur Geschichte des Mercury Labels, reichhaltigem Fotomaterial und einer ausführlichen Dokumentationen der Recording Sessions vervollständigt die CD-Box.
Ein Vinyl-Schmuckstück Ein besonderes Schmuckstück ist außerdem die
LP-Edition der Mercury Living Presence Serie, die sechs herausragende und begehrte Alben in bester 180g Vinyl-Qualität vereint. Das Set ist nummeriert, limitiert und präsentiert die neuen Pressungen in originalgetreuer Ausstattung, remastered von den Experten der Emil Berliner Studios für bestmögliche Klangergebnisse. Wieder ist Antal Dorati mit von der Partie, dirigiert Beethoven und ist mit seiner legendären Einspielung “Wien 1908–1914” und dem französischen Programm “Dada – Surrealismus” vertreten. Darüber hinaus gehören Marcel Duprés Aufnahme von Saint-Saëns “Orgel-Symphony” unter der Leitung von Paul Paray, amerikanische Musik von Chadwick, Sessions und McPhee mit Howard Hanson und dem Eastman-Rochester Orchestra und ein reichhaltig bebildertes, ausführliches Booklet zu diesem ungewöhnlichen Sammlerstück.