Endlich ist es soweit: der „Romantiker unter den Cellisten“,
Mischa Maisky, lässt das Herz Spaniens höher schlagen, und dies ohne Kastagnetten und Gitarre, in einem bunten Reigen mit Werken von Enrique
Granados, Manuel
de Falla, Isaac
Albéniz, Maurice
Ravel und anderen, die alle für Cello eingerichtet wurden. So geschehen im März 2011 auf Schloss Elmau. Feinsinnig, mitreißend und kurzweilig.
Spanische Tänze und Gesänge auf dem Cello? Auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Kombination, verbindet man sie doch meist mit der Gitarre. Doch für Maisky sind sie „voller Leben und Vitalität“ und in ihrer Anmut, Impulsivität, Melancholie oft „der menschlichen Stimme so nah“, also auch dem Klangwesen seines Cellos. „Das Publikum reagiert begeistert, wenn ich Werke von Granados, Falla und Albéniz spiele, egal ob in Asien, Europa oder den USA“, sagt er. So auch auf Schloss Elmau im März 2011. Die Zeit war also reif für die CD
¡España!, Songs and Dances from Spain, die einen Mitschnitt dieses Auftritts präsentiert. Mit dabei erstmals seine Tochter, die Pianistin Lily Maisky, mit der er immer wieder auf der Bühne steht und von der er lächelnd einräumt, er lerne auch von ihr, obwohl er doch viel älter sei als sie.
Mischa Maiskys Affinität zu Spanien Eine Affinität zu Spanien hatte der aus Riga, Lettland, stammende Cellist
Mischa Maisky übrigens schon immer, schließlich nannte sein Vater, ein überzeugter Kommunist, seine ältere Schwester nach der spanischen Kommunistin Lina Odena, die bei ihrer Gefangennahme im Spanischen Bürgerkrieg sich vor aller Augen erschoss. So düster dramatisch geht es in ¡España! natürlich nicht zu; vielmehr gelingt Maisky hier ein bunter, hinreißender, feinsinniger und kurzweiliger Reigen aus mehr oder minder bekannten Stücken. Selbstverständlich dabei die populären wie feinsinnigen Tanznummern
„Oriental“ und
„Andaluza“ aus den
„Goyescas“ von Enrique Granados und der beliebte
„Feuertanz“ aus Manuel de Fallas Ballettpantomime
„El Amor brujo“, so wie Einzelstücke aus seiner
„Suite populaire espagnole“ und seiner Oper
„La vida breve“; alles virtuos und doch duftig leicht und ohne jeden Überdruck interpretiert. Außerdem Werke von Isaac Albéniz, Maurice Ravel, Rodion Schredin, Pablo de Sarasate und Gaspar Cassadó, der selbst ein begnadeter Cellist war. Viele Stücke aus ¡España! lagen bereits in soliden Arrangements vor, die lediglich etwas angepasst werden mussten, darunter auch Bearbeitungen seines Lehrers, des großen Gregor Piatigorsky. „Ich bin der einzige Cellist, der das Privileg noch hatte, bei Rostropovich und Piatigorsky studiert zu haben“, sagt Maisky stolz.
Pablo Casals und die Atombombe Eine besondere Geschichte verbindet sich mit einer Zugabe auf der CD ¡España!.
„El cant dels ocells“ nennt sich ein anonymes katalanisches Volkslied, das Pablo Casals für Cello arrangierte und das bis heute den humanistischen Geist seines ersten Interpreten weiter trägt. „Zum 60. Jahrestag des Abwurfes der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki“, erzählt Maisky, „bat man mich neben Bachs Sarabande auch dieses Stück zu spielen vor einem Publikum von 120.000 Menschen.” Unvergesslich sei dies gewesen, wie auch seine Begegnung mit dem damals 97-jährigen Meister, den er 1973 in Jerusalem, zwei Monate vor dessen Tod, traf.