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Ohne doppelten Boden oder Auffangnetze – Nik Bärtsch’s Ronin neues “Live”-Album

Nik Bärtsch's Ronin
© Martin Möll
06.09.2012
Nach drei Studioalben – “Stoa” (2005), “Holon” (2007) und “Llyrìa” (2010) – wurde es höchste Zeit, Nik Bärtschs fantastische Band Ronin endlich einmal in ihrem wahren Element zu präsentieren: live auf der Bühne und ohne doppelten Boden oder Auffangnetze. Genau dies liefert einem das Doppelalbum “Live”, das ebenso kraftvolle wie atmosphärische Mitschnitte von Konzerten aus den Jahren 2009 bis 2011 enthält. Aufgezeichnet wurden sie auf diversen Festivals und bei Club-Auftritten in Deutschland, Österreich, Holland, England und Japan. Von der ersten bis zur letzten Minute ziehen einen die starke Bühnenpräsenz von Nik Bärtschs Band und ihre suggestiven, clever verzahnten Grooves in Bann. Wirklich “Live” erleben kann man das international bejubelte Ensemble des Schweizer Pianisten bei einer ausgedehnten Tour durch Europa im Herbst.

“Live” markiert das Ende einer Ära und den Beginn einer neuen

Das Doppelalbum markiert zum einen das Ende einer Ära und zum anderen den Beginn einer neuen. Denn nach zehn aufregenden und kreativen Jahren hat Bassist Björn Meyer Ronin verlassen, um Zeit für eigene Projekte zu haben. Bärtsch betrachtet “Live” deshalb auch als Hommage an den scheidenden Kollegen und Freund. “Wir haben uns im besten Einvernehmen voneinander getrennt und nach einem ganzen Übergangsjahr einen reibungslosen musikalischen und personellen Wechsel vollzogen”, meint Bärtsch. “Björns brillante Basssoli – hier vor allem in ‘Modul 41–17’,’Modul 22’ und ‘45′ – waren ein wichtiger Aspekt der Band bei ihren Auftritten. Wir hatten gemeinsam die Idee, dass der Bassist – im Bass- und Tenorregister – die Art von Soli übernehmen könnte, die ansonsten sehr viel öfter von Instrumenten mit einem höheren Register gespielt werden.”

Der neue Mann am Bass: Thomy Jordy

Diese Rolle kommt nach dem Weggang von Björn Meyer nun dem neuen Ronin-Bassisten Thomy Jordi zu, der im abschließenden “Modul 55” zu hören ist. Jordi war zuvor Mitglied von Helge Schneiders berühmt-berüchtigten Firefuckers und arbeitete zwischenzeitlich als Literarturübersetzer in Tokio. Er beeinflusst bereits den neuen Sound der Band. Mit Björn Meyer und Nik Bärtsch diskutierte er die Rolle des Bassisten bei Ronin, die personelle Umstellung und anderes in einem interessanten Interview, das man auf Niks Website nachlesen kann. Dort merkt Jordi an, dass “Ronin radikale neue Lösungen für viele Aspekte der improvisierten und komponierten Musik bietet… Man improvisiert am Ende in Landschaften, die man zuvor noch nie betreten hatte. Diese Landschaften sorgen für eine unzweideutige Klarheit, was einen auch auf eine unzweideutige Art spielen lässt – das ist etwas, was ich bei traditionellen Jazzkonzepten, bei denen das Postulat der ‘freien Interpretation’ oft zu übertriebener Willkür führt, vermisse. Bei Ronins Musik übt jeder Musiker große Kontrolle aus und hat nicht nur den Sound im Auge, den er selber produziert, sondern auch die Klangschichten, die in Kombination mit den anderen Instrumenten entwickelt werden. In diesen Schichten vereinen sich die Instrumente wie Teile eines Sinfonieorchesters.” Genau diese Qualitäten treten auf “Live” mit aller Deutlichkeit zu Tage.

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