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Flinke Finger, große Stimmen

DG / Decca Originals
20.01.2011
Manche Künstler sind derart profund in der Musikwelt verankert, dass man sich kaum noch daran erinnert, wie es war, als sie sich noch ihre Sporen verdienten. Cecilia Bartoli ist so ein Fall. Seit den Neunzigern gehört die römische Mezzosopranistin zu den Autoritäten ihres Fachs und hat mit zahlreichen spektakulären Projekten ihre Spuren hinterlassen. Anno 1989 aber war sie noch neu in der Szene und gerade dabei, sich international zu profilieren. Mit „Rossini: Arien“ gelang ihr der Durchbruch, einem Programm, das auch nach mehr als zwei Jahrzehnten nichts von seiner Vitalität verloren hat und daher zu den Highlights der Originals-Reihe gehört.

Als Cecilia Bartoli anfing, war Dietrich Fischer-Dieskau längst ein Bariton von Weltformat, der vor allem durch seine umfassenden Liedprogramme der Siebziger Wegmarken gesetzt hat. Ein Jahrzehnt zuvor widmete er sich mit Karl Böhm und Rafael Kubelik den „Kindertotenliedern“ und den „Liedern eines fahrenden Gesellen“ von Gustav Mahler, intensiv und nachdrücklich, ein Standard der Interpretation. Das Album gehört ebenso ins Frühjahrsrepertoire der Originals wie die „Spirituals“, die Kathleen Battle und Jessye Norman vorstellen. Es ist der Mitschnitt eines legendären Konzerts, das sich 1990 in New York der amerikanischen Roots widmete und international durch Fernsehübertragungen Furore machte. Das spart den Gang in die Kirche, denn die Läuterung setzt schon beim Zuhören ein.

Zweiter Schwerpunkt der aktuellen Originals ist das Klavier. Martha Argerich etwa tat sich in den späten Siebzigern mit ihrem Kollegen Stephen Kovacevich zusammen, um Piano-Duos aus verschiedenen Epochen anzustimmen. Und ihre Einspielung mit Werken von Bartók, Debussy und Mozart bekam 1978 prompt den ‘Gramophone Award’ für die beste Kammermusik-Aufnahme verliehen. Ebenfalls von der Kritik hoch gelobt und dem Publikum tief verehrt wurde ein Recital, mit dem sich Meister Wilhelm Kempf der Klaviermusik von Franz Liszt annahm. Seine nun wieder erhältliche Interpretation der „Années de Pélérinage“ sind damit die ideale Einstimmung für das startende Liszt-Jahr. Leichtes, aber nicht Leichtgewichtiges wiederum bietet die Originals-Folge, die den jungen Maurizio Pollini mit seiner Darstellung der Klavierkonzerte Nr.19 und Nr.23 in Erinnerung ruft. Das ist Transparenz und Eloquenz zugleich, orchestral gerahmt vom erfahrenen Karl Böhm am Dirigentenpult.

Die übrigen vier Folgen der Frühjahrs-Originals wenden sich zum einen dem Orchesterklang zu. Sir Georg Solti beispielsweise führt mit dem Chicago Symphony Orchestra kraftvoll und mit Schmiss durch die Ouvertüren-Welt des Richard Wagner. Kollege Herbert von Karajan ist ausnahmsweise nicht mit den Berliner, sondern mit den Wiener Philharmonikern zu hören. Auf dem Programm der raren Aufnahmesitzung stand die 3.Symphonie von Johannes Brahms und die 8.Symphonie von Antonin Dvořák. Aus heutiger Sicht pittoresk, zu Mozarts Zeiten aber durchaus üblich, waren Konzerte für Horn und Orchester. Die Originals bringen diese Kabinettstücke des ausgehenden Rokokos mit Barry Tuckwell als Solist wieder zum Vorschein. Abgerundet wird die Frühjahrsstaffel schließlich von der koreanischen Geigerin Kyung-Wha Chung, die Mitte der Achtziger mit „Con amore“ ein Recital-Programm mit Zugabenklassikern für Violine und Klavier vorstellte. Ein feuriger Abschluss einer brillanten Runde der Originale.

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