Das Spiel mit dem Schatten ist ein beliebter Theatereffekt. Bild und Vorbild können sich decken, verschwimmen oder sich reiben – je nach Perspektive des Publikums.
Unter dem Titel “Shadow Dances” – Schattentänze – hat das Orpheus Chamber Orchestra zwölf Miniaturen von Igor Strawinsky zusammengefasst, jede eine spielerische, künstlerische Reibung an vorhandenen musikalischen Modellen: Das Streichquartett, dieser Inbegriff der klassisch-romantischen Kammermusik, bekommt eine Kürzestversion, denn “Drei Stücke für Streichquartett” dauert gerade mal knappe acht Minuten. Seinen Ragtime schreibt er nicht für Klavier, sondern für ein Ensemble von elf Instrumenten. Sein “Oktett” bezieht sich auf barocke Vorgaben, er schreibt aber Jazzanklänge hinein. “Das Ganze wirkte wie ein schlechter Witz”, beschwerte sich Aaron Copland. Das Publikum aber dachte anderes, und heute lachen wir über den Witz.