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Grand Tour durch das barocke Europa – Die Barock-Box

Die Barock-Box
08.08.2012
Die Transportbedingungen für Reisende, Waren und Postsendungen im 17. Jahrhundert waren schwierig. Nur der Nobilität war es vorbehalten, Auslandsreisen zu unternehmen, denn die Nutzung von Pferdekutschen, zahlreiche Zölle und Begleitschutz vor Räubern verschlangen schnell ein Vermögen. Der Horizont eines normal Sterblichen war somit auf die Tragweite seiner eigenen zwei Beine beschränkt. Angesichts dessen liegt die Vermutung nahe, dass die Komponisten des Barock nur wenig von der Arbeit ausländischer Kollegen gewusst haben. Doch weit gefehlt. Denn das Musizieren genoss hohe Wertschätzung im höfischen Leben. Führenden Musikern finanzierte man daher oft Bildungsreisen ins Ausland, um der neuesten Stile und Kompositionen habhaft zu werden. Die Grand Tour - ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts obligatorischer Bildungsinhalt für die Sprösslinge adliger Familien – gehörte in Komponistenkreisen seit dem Frühbarock längst zum guten Ton.

Zeitalter der Bildungsreisen

Heinrich Schütz etwa ging nach Venedig um sein Studium bei Giovanni Gabrieli abzuschließen. Johann Jacob Froberger begab sich ebenfalls auf eine mehrjährige Studienreise nach Italien, wo er bei Girolamo Frescobaldi in die Lehre ging. Weitere Reisen führten ihn in die wichtigsten europäischen Musikzentren Dresden, Brüssel, Paris und London. Italienische, französische und englische Stilelemente fanden so Eingang in seine Musik. Johann David Heinichen zog es nach Venedig, wo er Tomaso Albinoni und Antonio Vivaldi kennenlernte. Georg Friedrich Händel - ein wahrhaft europäischer Barockkomponist – nahm sich für seine selbst finanzierte Studienreise nach Italien vier Jahre Zeit. Hier traf er die führenden Komponisten des Landes: Arcangelo Corelli in Rom, Domenico Scarlatti und vermutlich auch Antonio Vivaldi in Venedig, Alessandro Scarlatti in Neapel. Eifrig verarbeitete der Meister die gesammelten Eindrücke in seiner Musik und verteilte sie wie eine Biene den Honig in Dresden und Hannover und später auch an verschiedenen englischen Höfen.

Reger kultureller Austausch

Doch nicht nur deutsche Komponisten suchten den kulturellen Austausch. So ging auch der Franzose Marc-Antoine Charpentier nach Rom, um bei Giacomo Carissimi zu studieren. Domenico Scarlatti verschlug es nach Spanien, wo er in Sevilla den Flamenco kennenlernte und in einigen seiner Cembalo-Sonaten verarbeitete. Und auch Komponisten, die nie ins europäische Ausland gelangten, verstanden es, sich ihre Quellen zu sichern. Johann Sebastian Bach etwa überquerte zwar selbst nicht die Alpen. Jedoch ließ er sich von fliegenden Händlern regelmäßig mit Abschriften der neuesten Partituren italienischer Kollegen wie Giovanni Battista Pergolesi und Vivaldi beliefern. Und auch Henry Purcell studierte sorgsam französische und italienische Notentexte.

Die “Barock-Box” – Grand Tour durch die Musik des Barock

Eine wahrhaftige Grand Tour durch das Europa des Barockzeitalters bietet die “Barock-Box”. Auf 50 CDs gibt die limitierte Edition einen einzigartigen Überblick über die bedeutendsten Komponisten Italiens, Deutschlands, Frankreichs und Englands und den Reichtum ihrer musikalischen Schöpfungen. Zentrale Werke wie Allegris “Miserere”, Pachelbels “Kanon und Gigue”, Charpentiers “Te Deum”, Vivaldis “Vier Jahreszeiten”, Bachs “Brandenburgische Konzerte” und Händels “Messias” finden sich hier ebenso wie bekannte Werke von Monteverdi, Rameau, Schütz, Corelli, Purcell, Telemann und vielen anderen. Die Interpreten sind allesamt Ikonen der Alten Musik, darunter John Eliot Gardiner, Reinhard Goebel, Paul McCreesh, Marc Minkowski, Trevor Pinnock und Andreas Scholl. Abgerundet wird dieses barocke Fest für die Sinne durch ein 140-seitiges Booklet, das mit liebevoll gezeichneten Abbildungen von Komponisten, Schauplätzen und Interpreten illustriert ist.

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