Es dürfte nur wenige Musiker geben, die schon im Säuglinsalter mit ihrem Instrument in Berührung kommen. Die meisten Künstler lernen ihr Instrument frühestens mit 4 oder 5 Jahren kennen und machen sich langsam mit ihm vertraut. Bei Pepe Romero war das anders. Die Gitarre wurde ihm buchstäblich in die Wiege gelegt. Sie war sein Lebensschicksal von Anbeginn an. Sein Vater, der renommierte Gitarrist Celedonio Romero, soll dem Sohn schon etwas vorgespielt haben, als er zur Welt kam. Und ob nun biographische Legende oder historische Wahrheit: Tatsache ist, dass Pepe bereits mit 7 Jahren auf der Bühne stand und mit 15 seine ersten Aufnahmen veröffentlichte.
Das verbindende Element
Für Pepe Romero ist Musik keine selbstgenügsame Kunst. Sie zeugt vom Leben, ist Ausdruck von Freude und Trauer, hilft bei der Erinnerung an Verlorengegangenes und wittert Möglichkeiten für die Zukunft. Zugleich ist sie Spiegel von etwas Göttlichem und verbindet kraft der gemeinsamen Leidenschaften der Musikliebhaber die Generationen miteinander. Beredtes Zeugnis für diese Auffassung von Musik ist Romeros Verhältnis zu seinem Vater und zu dem befreundeten Komponisten Joaquín Rodrigo. Über seinen Vater sagte er einmal: “Mein Vater und ich, wir sind ein Gitarrist. … Und ich spiele nicht eine einzige Note, in der mein Vater nicht lebendig wird.” Rodrigos berühmtes “Concierto de Aranjuez” (1939) deutet er symbolisch als Ausdruck der Leiden des Komponisten, dessen Frau ein Kind verlor, als er Teile des Werks komponierte. Pepe Romero ist davon überzeugt, dass er sich mit den tragischen Gefühlen des Komponisten verbindet, wenn er dessen Musik interpretiert.
Klassik und Folklore
Um die Klangmöglichkeiten der Gitarre auszuschöpfen, sucht Romero auf mehreren Ebenen nach Ausdrucksmöglichkeiten: in der barocken und klassischen Tradition zum Beispiel genauso wie im Flamenco, aber auch bei modernen Komponisten wie Lorenzo Palomo, dessen spanische, melodiöse und dennoch atonale Kunst er schätzt. Bei aller universellen Vielschichtigkeit seines Könnens hat er aber doch einen Focus. In dem Komponisten Joaquín Rodrigo hat er sein kongeniales Pendant gefunden. Die Verbindung von spanischer Folklore mit neoklassizistischen Elementen, die dieser Komponist geprägt hat, kommt dem Temperament Pepe Romeros entgegen wie kaum ein anderer Personalstil. Hier kann er seine klassischen Fähigkeiten, Töne glasklar zu spielen und melodische Phrasen präzise herauszuarbeiten, genauso zur Geltung bringen wie sein lyrisches Temperament, mit dem er all seine Gefühle in die Musik zu legen pflegt.
Limitierte Edition
Wer die wichtigsten der ebenso gefühlvollen wie virtuosen Einspielungen Pepe Romeros in einem Paket sucht, der sollte zu der jetzt bei Decca erscheinenden Limited Edition “Pepe Romero – Master of the Guitar” greifen. Auf 11 CDs bietet sie einen Gesamtüberblick über das Schaffen des Ausnahmekünstlers. Zu hören sind u.a. Interpretationen Bachs, Vivaldis, Boccherinis, Mozarts, Aufnahmen von Giulianis drei Konzerten für Gitarre sowie viel Spanisches. Allein drei CDs sind Joaquín Rodrigo gewidmet!