Peter Tschaikowsky | News | Beseelter Romantiker – Gesammelte Werke von Tschaikowsky

Beseelter Romantiker – Gesammelte Werke von Tschaikowsky

Peter Tschaikowsky
© DG
13.08.2015
Die gefühlsgeladene Musik von Tschaikowsky löst seit jeher starke Reaktionen aus. Den einen ist sie ein bisschen zu emotional, während die anderen nicht genug kriegen können von der geballten Macht des leidenschaftlichen Ausdrucks.

Unaufhaltsamer Siegeszug: Peter Tschaikowsky

Schon zu Lebzeiten des Komponisten fielen die Reaktionen zwiespältig aus. Doch Tschaikowsky machte seinen Weg, und der weltweite Siegeszug seiner Kunst war nicht aufzuhalten. Sein enormer Einfallsreichtum und seine nicht zu unterschätzende Entschiedenheit ebneten den Weg. Bei allen Selbstzweifeln, die ihn immer wieder plagten, hatte der empfindsame Russe doch eine klare Mission: Er wollte schöne, einfache Melodien, möglichst wenige formale Raffinnessen und einen leidenschaftlichen, ungebremsten Ausdruck. Ihn berührten Komponisten wie Hector Berlioz, Georges Bizet oder Edvard Grieg.
Von den deutschen Romantikern liebte er etwa Schumann. Wagner stieß ihn ab. Nach seinem Besuch der Erstaufführung des Rings schreibt er an seinen Bruder: “Die Auftürmung der kompliziertesten und ausgetüfteltsten Harmonien, die Farblosigkeit des Gesangs auf der Bühne, die unendlich langen Monologe und Dialoge, das Dunkel des Zuschauerraums, die Abwesenheit jeglicher Poesie, jeglichen Interesses der Handlung – alles das hat meine Nerven bis ins Letzte ermüdet.” Tschaikowskys Musik will den Zuhörer mitreißen und entfesseln. Sie ist kurzweilig und farbenfroh. Sie umschmeichelt ihn mit feinster Poesie und ergreift ihn mit kraftvoller Dramatik.

Alles beisammen: Die “Tschaikowsky Masterworks Edition”

Das kann man jetzt neu erleben in der limitierten Sammeledition des russischen Ausnahmekomponisten. “Tschaikowsky Masterworks-Edition” enthält auf 27 Alben alle bedeutenden Werke des Russen, darunter die gefeierten Opern “Pique Dame” und “Eugen Onegin” (mit Mirella Freni u.a.), die berühmten Ballettmusiken zu “Schwanensee” und “Der Nussknacker” (Boston Symphony Orchestra/Ozawa), sämtliche Sinfonien (Russian National Orchestra/Pletnev), die tänzerisch lebhaften Orchestersuiten (New Philharmonia Orchestra/Dorati), ausgewählte Orchesterkompositionen wie die meisterhafte Fantasie-Ouvertüre in h-Moll nach Shakespeares “Romeo und Julia” (Russian National Orchestra/Pletnev), das unvergessene Klavierkonzert in b-Moll (Argerich), Werke für Klavier solo (Ashkenazy u.a.), Romanzen und Lieder (Borodina) und mit der auszugweisen “Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomus” (St. Petersburg Chamber Choir) eine selten gehörte, geistlich tiefschürfende Musik. Mit der Masterworks Edition hat man alle Schlüsselwerke Tschaikowskys beisammen und kann sie im Ganzen genießen. Ein großer Vorteil, denn so erschließt sich das Gesamtwerk des Komponisten in seiner harmonischen Vielfalt, seiner dramatischen Energie und poetischen Empfindsamkeit.

Hohe Interpretationskunst – Solisten und Dirigenten

Erstaunlich ist, wie in dem Mischwald der unterschiedlichen Genres und kompositorischen Ideen der schöne Baum von Tschaikowsky doch immer hervorragt. Man erkennt in allen Werken den speziellen Ton des russischen Komponisten und kann sich der zauberischen Macht seines Stils bald kaum mehr entziehen. David Gutman fasst in seinem überaus lesenswerten Booklet-Essay zur Masterworks Edition den Personalstil Tschaikowskys als einen zugleich dramatischen und lyrischen. Tschaikowskys Musik ist körperlich und poetisch. Deshalb sind seine Ballettmusiken so heftig eingeschlagen.
Sie dringen zum Glutzentrum des Komponisten vor. Damit dies gelingt, sind allerdings auch Interpreten nötig, die mitschwingen, und so freut man sich, dass man in der Edition auf Dirigenten und Orchester, Sängerinnen und Sänger, Solisten und Kammermusiker trifft, die zum Besten gehören, was es in der Interpretationskunst gibt. Ensembles wie das Emerson String Quartet, Geiger wie Gidon Kremer oder Nathan Milstein, Dirigenten wie Claudio Abbado oder Lorin Maazel und Sängerinnen wie Mirella Freni oder Anne Sofie von Otter sprechen für sich. Sie bedürfen keines weiteren Kommentars.      

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