2014 wurde
Piotr Beczala bei der
ECHO-Preisverleihung als “Sänger des Jahres” ausgezeichnet. Für sein klangschönes neues Album “
The French Collection” sollte dem Tenor nun eigentlich auch noch der Titel “Charmeur des Jahres” verliehen werden. Die stimmliche Ausdruckskraft, die Piotr Beczala in den französischen Arien präsentiert, ist zum Niederknien. Es passiert das, was man nicht mit Worten erklären kann – man verliebt sich, in die Musik und in den Interpreten. Dabei hätte der polnische Tenor zu den anderen Auszeichnungen sogar noch eine künstlerische Tapferkeitsmedaille verdient. Denn die Ausschnitte aus den Hauptwerken der französischen Operntradition bieten sängerisch sowohl in technischer als auch in idiomatischer Hinsicht große Herausforderungen.
Differenziertes Sprachgefühl
Piotr Beczala lässt sich davon nicht verschrecken. “Für eine Tenorstimme ist die Sprache nicht einfach, aber genußvoll”, sagt er. “Es tauchen Frequenzen auf, die in anderen Sprachen nicht vorhanden sind.” Und so stürzt er sich mit Inbrunst in die französische Sangeskunst und überzeugt dabei durchweg mit einer beeindruckenden Deutlichkeit in der Aussprache, die ganz im Sinne des Belcanto und der französischen Operntradition ist. Der Komponist
Charles Gounod selbst hatte gefordert: “[Die Aussprache] muss klar, sauber, distinkt und exakt sein. Sie ist es, die das Wort mit Gedanken füllt, mit Sentiment, mit Passion … Artikulation sichert Sauberkeit, Aussprache schafft Eloquenz.”
Man kann spüren, dass Piotr Beczala sich durch das Studium historischer Aufnahmen und kritischer Quellen bereits vor den Aufnahmen sorgfältig vorbereitet hat, um die Arien bis ins letzte Detail sinnlich und stimmlich auszufüllen und nichts dem Zufall zu überlassen. Dennoch wirkt die Perfektion nicht steril, denn Piotr Beczala singt die Musik nicht nur, er lebt sie – die Emotionalität, die die Arien durchdringt, ist äußerst anrührend.
Musikalisches Rendezvous
“Typisch für die französische Musik ist, dass man von Farben sprechen kann”, verrät der französische Dirgent
Alain Altinoglu, der Piotr Beczala mit dem
Orchestre de l’Opéra de Lyon wunderbar sensibel begleitet. Und die musikalischen Farben des neuen Albums sind mannigfaltig und harmonieren dennoch sensationell miteinander. Für “The French Collection” hat Piotr Beczala Opernarien von
Georges Bizet,
Hector Berlioz,
Jules Massenet und Charles Gounod ausgewählt – und eine klingt schöner als die andere.
Piotr Beczala zeigt sich als verliebter Don José musikalisch mit feuriger Leidenschaft, wenn er in “
La fleur que tu m’avais jetée” glühend vor Liebe seine Carmen besingt. In “
Salut! Demeure chaste et pure” aus Charles Gounods “
Faust” wird der Tenor wunderbar von einer Sologeige begleitet, deren Melodie sich so formvollendet um die Stimme rankt. Als romantischer Chevalier des Grieux singt Piotr Beczala in Jules Massenets Oper “
Manon” das Duett “
Toi! Vous! Oui, c’est moi N’est-ce plus ma main” Seite an Seite mit der Sopranistin
Diana Damrau, mit deren Stimme der Tenor wunderbar harmoniert.
Als jungenhafter Roméo brilliert Piotr Beczala mit “L’amour! L’amour!…Ah! Lève-toi, soleil!” aus der Oper “Roméo et Juliette” von Charles Gounod, als sensibler Werther schwingt er sich in “Toute mon âme est là! Pourquoi me réveiller” in stimmliche Höhen auf. Und dabei klingt es immer völlig natürlich, authentisch, leicht und mühelos. Der Stimmumfang von Piotr Beczala ist eindrucksvoll, seine warme, satte Tiefe betörend und die strahlende Höhe makellos – es bleibt einfach kein Wunsch unerfüllt. So ist ein zutiefst berührendes und authentisches Album entstanden, mit dem Piotr Beczala die Seele der französischen Oper offenbart.