Selbst die Kollegen sind sich einig: „Ich hatte das Glück“, erinnert sich Thomas Quasthoff, „mit Plácido Domingo auf der Bühne zu stehen und habe es mehr als genossen! Es ist immer eine große Ehre und ein ebensolches Vergnügen, mit dem außergewöhnlichen Künstler Plácido Domingo zusammen zu arbeiten.“ Der Münchner Tenor Jonas Kaufmann geht noch weiter ins Detail: „Gibt es in der heutigen Opernwelt ein besseres Beispiel für stimmliche und künstlerische Kontinuität? Was Plácido Domingo seit Jahrzehnten leistet, grenzt an ein Wunder. Ich kann nur hoffen, dass ich mit 50 über annähernd so viel Energie verfügen werde wie er mit 70! Für mich wird er immer ein Vorbild bleiben, in seiner vokalen Langlebigkeit und Vielseitigkeit, in seiner Balance von Intelligenz und Emotion, vor allem aber in seiner künstlerischen Integrität.“
Das Geheimnis seiner Ausstrahlung hängt dabei eng mit der Leidenschaft zusammen, mit der er der Musik begegnet. Das war schon als Teenager so, als der Spross einer Künstler-Familie Zarzuelas sang. Damit zog er in die Welt, studierte in Mexico City, wurde nach Dallas und Tel Aviv eingeladen, um schließlich 1968 in New York an der Met zu debütieren. Spätestens von diesem Moment an gehörte Plácido Domingo zur internationalen Stimmelite und glänzte fortan mit Kraft, Brillanz und Empathie, ganz gleich ob er Verdi in Verona, Puccini an Covent Garden oder Arien-Hits gemeinsam mit seinen Kollegen Luciano Pavarotti und José Carreras auf der Bühne sang. Seine flexible und farbenreiche Stimme ermöglichte es ihm über die vergangenen rund fünf Jahrzehnte hinweg, zu einem der gefragtesten und vielfach ausgezeichneten Musiker seines Fachs zu avancieren.
Domingo sang mehr als 130 Rollen von Händel und Gluck bis Menotti, Tan Dun und unlängst erst Daniel Catán. Er nahm weit mehr als 100 Tonträger auf, viele davon Opern in voller Länge, und war mehr als 3.500 Mal auf der Bühne zu erleben. Domingo wurde mit zwei Handvoll Grammies ausgezeichnet, wirkte außerdem als Dirigent, Regisseur und engagiert sich sowohl im internationalen Kampf gegen Krankheiten als auch für den Aufbau junger Talente. Zur Zeit ist er Direktor zweier großer amerikanischer Opernhäuser und leitet drei Förderprojekte mit Nachwuchskünstlern. Mit anderen Worten: Plácido Domingo ist ein Phänomen der internationalen Musikkultur, der weit mehr bewegt hat als viele bislang vor ihm.
Und deshalb ist der Gabentisch zum Jubiläum auch opulent gefüllt, mit brandneuen Aufnahmen und Editionen, die sein Schaffen über die Jahrzehnte hinweg dokumentieren. Mit „Fedora“ beispielsweise präsentiert Plácido Domingo seine erste Studio-Gesamteinspielung von Umberto Giordanos Verismo-Meisterwerk an der Seite der famosen Angela Gheorghiu. Die Zusammenstellung „The Plácido Domingo Story“ fasst in edler Edition auf 3CD-Seiten Höhepunkte seiner sagenhaften Karriere zusammen, einschließlich eines umfangreiches Booklets mit vielen Fotos und Raritäten. „Pládico Domingo – The Opera Collection“ wiederum ist die ultimative Box für Fans mit Gesamteinspielungen weltbekannter Opern von Bizets „Carmen“ bis zu Wagners „Lohengrin“ auf 26 CDs. Und darauf abgestimmt wurde eine eigene Internetseite kreiert, die unter der Adresse www.domingo70.com viele Stationen seiner Laufbahn und seines Schaffens illustriert und mit weiteren Informationen und Specials ergänzt. Umfassend verlinkt wie etwa mit der Fansite auf Facebook, kann man dem Künstler über die Website sogar persönlich gratulieren und mit ein bisschen Glück Musik gewinnen.
So ist der 21.Januar 2011 also nicht nur ein Fest für den Künstler, sondern auch für seine Zuhörer und Bewunderer, die den Tenor der Tenöre gebührend feiern können. Er selbst übrigens steht derzeit wieder auf der Bühne, in seiner Heimatstadt am Teatro Real als Orest in Glucks „Iphigenie auf Tauris“. Und für den Freitag wurde ein besonderes Gala-Konzert angesetzt, mit Künstlerfreunden aus aller Welt. Das allerdings ist schon lange ausverkauft.