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Meister der Zwischentöne – Große Sinfonien-Edition von Riccardo Chailly

Ricardo Chailly
© Decca
29.11.2018
Er gehörte zu jenen Dirigenten, die auf die Kraft eines Werkes vertrauen. Riccardo Chailly war fest davon überzeugt, dass eine Sinfonie von Beethoven oder Brahms von selbst zu sprechen beginnt, wenn man ihr nur aufmerksam genug zuhört und sie behutsam und liebevoll behandelt.

Enorme Präsenz: Riccardo Chailly       

Legendäre Dirigenten wie Christopher Hogwood oder Claudio Abbado haben diesen unprätentiösen Stil vorgelebt. Ihre Fokussiertheit, ihre kompromisslose Anwaltschaft für die Musik hat beim Publikum stets die größtmögliche Bewunderung hervorgerufen. Riccardo Chailly, der in jungen Jahren ein wichtiger Schüler von Claudio Abbado war und schon sehr früh aus dem Schatten seines großen Lehrers heraustrat, gehört zu diesen seltenen Erscheinungen.
Bei Konzertauftritten von enormer physischer Präsenz, achtet er bei den Proben auf eine fast schon spirituelle Ordnung. “Ich liebe Disziplin und Stille”, so der italienische Dirigent, der es mit seinem hochkonzentrierten Stil zu einem der größten Interpreten sinfonischer Musik gebracht hat. Dass er dabei eine ganz eigene Art von Meisterschaft errang, beweist seine soeben erschienene, herausragende Sinfonien-Edition.

Schnelle Tempi: Überraschende Klangbilder

Die umfangreiche Ausgabe bezeugt eindrucksvoll Chaillys Fähigkeit, mit schnellen Tempi überraschende Klangbilder zu erzeugen. Ein Beethoven, ein Brahms oder Schumann versinkt bei ihm nie in melancholischer Trübsal. In allem, was dieser Dirigent tut, steckt Leben, Bewegung, Leidenschaft. Auf diese Weise hat er eine große Menge romantischen Repertoires eingespielt, und so ist er auch in die musikalische Welt der Moderne eingedrungen.
Bis hin zu Alexander Mosolovs futuristischer Maschinenmusik erstreckt sich das erstaunliche Spektrum des Dirigenten, der auch bei Werken von Schönberg, Zemlinsky, Strawinsky oder Berio stets seinen romantischen Grundimpuls spürbar werden lässt. Vollständig in die Edition eingeflossen sind die Sinfonien-Zyklen von Beethoven, Brahms (2x), Schumann (2x), Bruckner und Mahler. Hier erlebt man Riccardo Chailly im Zentrum seiner musikalischen Mission, als begnadeten Erneuerer romantischer Orchesterpoesie.

Noble Edition: Vierzig Jahre bei Decca

Die große Ausgabe erscheint jetzt aus Anlass der fast vierzig Jahre währenden Zusammenarbeit des Künstlers mit dem Traditionslabel Decca. Die limitierte Edition umfasst 55 Tonträger, darunter zwei hinreißende Bonus-CDs mit Werken von Rossini, Verdi und Puccini. Man durchschreitet die fruchtbare Zeit des italienischen Dirigenten beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, verweilt in Amsterdam, wo Riccardo Chailly beim Concertgebouw-Orchester insbesondere auch moderne Literatur eingespielt hat und gelangt daraufhin zu seiner triumphalen Ära in Leipzig, wo er den warmen und harmonischen Klang des Gewandhausorchesters prägte wie kaum ein anderer Maestro.
Ebenso nobel wie die Musik nimmt sich das Design der Edition aus. Die CD-Hüllen sind dem Cover-Design der Ersterscheinungen nachempfunden. Das unterhaltsame Begleitbuch gewährt tiefe Einblicke in Chaillys Musikverständnis. In der Sinfonik könne man, so Chailly, der musikalischen “Vollkommenheit näher rücken, als es sich ein Interpret gedanklich vorzustellen vermag”. Dass Chailly mit dieser Haltung weit gekommen ist, belegt diese Edition auf eindrucksvolle Weise.

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