Exklusiver geht’s kaum. Als
Rufus Wainwright im März das Programm seines neuen Soloalbums
“All Days Are Nights: Songs For Lulu” in der Rose Bar des New Yorker Gramercy Park Hotel erstmals live vorstellte, hatten nur handverlesene Gäste zu der bis zuletzt geheim gehaltenen Veranstaltung Zutritt. Im mit Prominenz gespickten Premierenpublikum konnte man Hollywood-Stars wie Susan Sarandon, Drew Barrymore, Scarlett Johansson und Lucy Liu sowie Rocklegende Lou Reed entdecken. Und sie alle hingen sichtbar gebannt an Rufus' Lippen, als dieser, sich selbst auf dem Flügel begleitend, seine zutiefst persönlichen neuen Songs vortrug.
Der intime Abend nahm vorweg, was einen auf der nun erscheinenden CD “All Days Are Nights: Songs For Lulu” erwartet: Der amerikanisch-kanadische Künstler, der zuletzt mit opulent instrumentierten Alben wie “Release The Stars” und “Rufus Does Judy At Carnegie Hall” sowie seiner Oper “Prima Donna” für Schlagzeilen sorgte, präsentiert sich hier als Solist und Begleiter seiner selbst.
“Während all dieser gigantischen Projekte wurde das Klavier mein Kokon”, bekennt Wainwright. “Da fand ich Zuflucht und konnte reflektieren, was emotional in den Songs steckte. Bei so vielen Musikern, Produzenten und willkürlichen Deadlines braucht man Kraft und Durchsetzungsvermögen. Hin und wieder muss man sich aber auch auf seine Gefühle rückbesinnen können. Außerdem machte mir die Krankheit meiner Mutter zu schaffen. Das Klavier war mein Beschützer.”
Die kristallklare, sehr direkte Aufnahme vermittelt dem Hörer das Gefühl, als säße Rufus in seinem Wohnzimmer am Flügel, spiele und sänge nur für ihn. Bei aller Intimität strahlen die Darbietungen zugleich aber auch eine ungeheure Intensität aus. Deshalb beschrieb der britische Daily Telegraph “All Days Are Nights: Songs For Lulu” auch vollkommen zu Recht als Wainwrights “bisher bewegendstes Album”, dem die Langlebigkeit eines Klassikers beschieden sein wird.
“Viele meiner Platten haben ein durchgehendes Motiv”, sagt Rufus Wainwright. “Auf ‘Want One’ und ‘Want Two’ ging es um meine Gesundheit und Mannwerdung. Auf dem Judy-Garland-Album ging es um meine Stimme. Die neue CD ist für mich eine Möglichkeit, mich dem Klavier anzunähern. Uns verbindet eine seltsame Geschichte. Ich habe unzählige Stunden genommen, aber nicht genug geübt und nie ein bestimmtes Level überstiegen. Diesen Dämon musste ich packen und meine Gefühle auf diesem Instrument ausdrücken.”
Neben den fast schon schamlos persönlichen Liedern, in den Rufus u. a. den Tod seiner Mutter und Zwistigkeiten mit seiner Schwester Martha thematisiert oder über die Liebe und die Natur grübelt, vertonte er in meisterhafter Art auch drei Shakespeare-Sonette. Abgerundet wird das Repertoire des Albums, das mehr von einem klassischen Liederrecital hat als von einer Singer/Songwriter-Performance, durch “Les feux d’artifice t’appellant”, die Schlussarie seiner letztes Jahr in Manchester uraufgeführten ersten Oper “Prima Donna”. Von dramatischen Effekten, die Rufus Wainwright manchmal fast schon etwas überstrapaziert, macht er hier sparsam Gebrauch. Sehr zum Wohle der Songs, die so weitaus ehrlicher und ungekünstelt herüberkommen.
Parallel zur neuen CD erscheint außerdem die
DVD “Prima Donna – The Story Of An Opera”, die hier in der kommenden Woche vorgestellt wird. Diese 90-minütige, ursprünglich für die BBC produzierte Dokumentation portraitiert den Künstler Rufus Wainwright und erzählt die Geschichte von der Entstehung seiner Oper “Prima Donna”.
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