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Alchemistengeschick: Sergiu Celibidache

14.02.2001
Celibidache war als Dirigent immer für Überraschungen gut. Jetzt sind es auch seine Veröffentlichungen. Die Deutsche Grammophon plante, ihre Reihe von Bruckner-Einspielungen durch Celibidache mit den Stuttgarter Aufnahmen zu vervollständigen. Doch der schlechte technische Standard der Bänder machte das unmöglich.
Glück im Unglück: Man fand stattdessen eine wunderbare Aufnahme von Bruckners Vierter, die er 1969 mit dem Schwedischen Radiosymphonieorchester bei einem Gastspiel des Orchesters in Berlin eingespielt hatte. So wurde diese Veröffentlichung unversehens zur Premiere für die CD-Box, die die Zusammenarbeit Celibidaches mit dem schwedischen Orchester ab kommendem Herbst dokumentieren wird.
 
Als Celibidache 1962 zum ersten Mal mit den Schweden konzertierte, spielten die hundert Musiker erst seit wenigen Jahren zusammen. Trotzdem gelang es Celibidache, sie und das Publikum so zu überzeugen, dass daraus eine kontinuierliche Zusammenarbeit bis 1971 wurde. Das Konzert in Berlin im März 1969 war Teil einer großen Deutschland-Tournee und wurde wie alle anderen Konzerte zu einem Triumph für Dirigent und Orchester. “…Das Publikum in der Musikhalle verfiel wie immer dem Zauber seiner dirigentischen Verführungskunst. Mit 105 Musikern trat Celibidache den Beweis an, dass das Spontanerlebnis seiner vor Intensität und Vitalität berstenden Interpretationen unverwechselbar ist.”, schrieb das “Hamburger Abendblatt”. Für den Abend in der Berliner Philharmonie setzte Celibidache zum ersten und einzigen Mal während dieser Tournee Bruckner auf das Programm: die vierte Symphonie, deren Finalsatz er mit einer Steigerung zum Schluss hin dirigierte, auf die die Presse mit absolutem Staunen reagierte. Jetzt ist diese Aufnahme als Teil der neuen 5-CD-Box mit den Bruckner-Symphonien Nr. 3 bis 5 wieder zu hören – jede CD ist übrigens auch einzeln erhältlich – , ergänzt durch Mozarts “Haffner”-Symphonie. Überraschungen eben.

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