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Simón Bolívar String Quartet

Die nächste Generation – das Debüt des Simón Bolívar String Quartets

Simón Bolívar String Quartet (Boris Suaréz, Aimon Mata, Alejandro Carreño, Ismel Campos)
© Harald Hoffmann / DG
28.02.2013
So muss es sich José Antonio Abreu erträumt haben, als er Mitte der Siebzigerjahre El Sistema ins Leben rief. Aus dem ersten kleinen Ensemble in einer Garage in Caracas wurde eine staatlich geförderte Jugendbewegung mit 125 Jugendorchestern, rund 350 000 Jungmusikern und einem Spitzenensemble, das den Erfolg des Systems international salonfähig macht. Mehr noch: Nach Gustavo Dudamel, dem charismatischen Dirigenten und bislang berühmtesten Protagonisten von El Sistema, macht sich nun das Simón Bolívar String Quartet auf den Weg, um nicht nur in der Orchester-, sondern auch in der Kammermusik Klasse zu beweisen.

Eine einzigartige Kraft

Selbst der Maestro ist begeistert. „Es gibt ein paar offensichtliche Fakten zu diesem Quartett“, meint Gustavo Dudamel in einem Interview, das kurz nach der Unterzeichnung des Vertrags mit der Deutschen Grammophon im vergangenen Sommer geführt wurde, „dass sie beispielsweise aus Venezuela kommen, aus der El Sistema-Familie, dass sie die Leiter der Orchestergruppen des Simón Bolívar Symphony Orchestras waren und immer noch sind. Was wir aber als neu erleben und auf diesem Album hören werden, ist die einzigartige Kraft ihres Musizierens. Es hat die gleichen Charakteristiken wie die des Ensembles, aus dem sie kommen, und sie können sich gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass die Deutsche Grammophon ihnen diese Möglichkeit anbietet. Ich hoffe, dass sie jeden Zuhörer ebenso inspirieren, wie sie es bereits bei mir getan haben“.

Dvorak, Ginastera, Shostakovich

Tatsächlich sind es die besten Musiker, die das Orchester zu bieten hat, die sich nun unter neuen Vorzeichen zusammenfinden: der Konzertmeister und erste Geiger Alejandro Carreño und dessen Instrumentalkollege Boris Suaréz, der Bratschist Ismel Campos und der Cellist Aimon Matta. Gemeinsam erkunden sie eine Welt, die „die Ohren und der Kopf für neue Ideen öffnet“ (Carreño). Gewidmet dem Mentor des El-Sistema-Programms Abreu, haben die Musiker ein besonderes Programm zusammengestellt, das Kräfte aus verschiedenen klassischen Welten vereint.

Antonin Dvoraks berühmtes „amerikanisches“ Quartett etwa, entstanden nach einer Reise des Komponisten durch die Neue Welt, erfährt hier zum ersten Mal bei der Deutschen Grammophon eine Deutung durch ein südamerikanisches Kammerensemble. Das 1948 komponierte 1.Streichquartett von Alberto Ginastera integriert – ähnlich, wie Dvorak es in seiner Musik mit der Tradition Böhmens getan hat – Elemente der argentinischen Volksmusik in die kleine klassische Form.

Das Streichquartett No.8 von Dimitri Shostakovich aus dem Jahr 1960 ist ein kompositorisches Fanal gegen Krieg und Faschismus, dessen Intensität auch nach mehr als einem halben Jahrhundert die Zuhörer in den Bann zieht. So ist ein Programm entstanden, das nicht nur ein sensationelles junges Ensemble der Kulturwelt präsentiert, sondern es von Anfang an als ein Quartett vorstellt, dessen Anliegen über die Musik hinausreicht. „Wie alle unsere Kollegen im Orchester fühlen wir, dass wir im Quartett unsere einzigartige Botschaft haben“, erklärt Ismel Campos, „und wir sind so dankbar dafür, dass die Deutsche Grammophon uns die Gelegenheit gibt, sie mit der Welt zu teilen“. Es gibt viel großartige Musik zu entdecken – mit einem jungen Ensemble und dessen herausragendem Programm!