Es geht auch ums Älterwerden. Im Oktober feiert Gordon Matthew Sumner, genannt STING, seinen 59. Geburtstag und nähert sich damit rasant der magischen Marke, an der die Feuilletons langsam anfangen, über das Lebenswerk eines Künstlers zu sinnieren. Da er jedoch nicht zu der Sorte Popmusiker gehört, die über Jahrzehnte hinweg mit den Einfällen ihrer Jugend touren, sondern dem eigenen Anspruch nach ständig versucht, sich stilistisch zu verändern, konnte man ihn während der vergangenen Dekaden mit sehr unterschiedlichen Projekten erleben, mit denen er schrittweise seine eigene Klangsprache erweitert. Neben der Welttournee mit seiner früheren Supergroup The Police, die mal eben jedes große Stadion von Buenos Aires bis Berlin in Windeseile ausverkaufte, sorgte er in der Klassikwelt beispielsweise mit seinen Dowland-Interpretationen “Songs From The Labyrinth” für Aufsehen, die mit ungewohnt rauer Direktheit dem englischen Renaissance-Komponisten eine gegenwärtige Aura verliehen.
Systematisch arbeitete STING sich in Klangsphären vor, die seinen ursprünglichen Stilkosmos erweiterten und überschritten. Neugierig und in gewisser Weise auch wie ein Getriebener, wagte er als Teichoskop der Popwelt die Mauerschau ins klassische Lager und schaffte es bislang mit faszinierender Souveränität, die üblichen Fallgruben des Kitsches zu umgehen, ohne dabei seine Identität und seine Wurzeln zu verlieren. Das ist auch einer der Gründe, warum “Symphonicites” anders klingt als viele andere Programme von popmusikalischen Grenzgängern. Denn STINGs Orchesterideen und Arrangements wirken organisch und seine Stimme passt sich ebenso markant wie elegant in den erweiterten Soundkontext des großen Ensembles ein. Einige seiner älteren Kompositionen wie etwa “We Work The Black Seam” bekommen durch die Umgestaltung sogar eine ganz eigenständige neue Färbung, die in der Linienführung mehr an eine Kantate als an einen Popsong erinnern.
Überhaupt gelingt STING mit dem im Mai in den Londoner Abbey Road Studios aufgenommenen “Symphonicities”-Programm ein echtes Kunststück. Denn sowohl seine neuen und lyrischen Komposition als auch ein New-Wave-Klassiker wie “Next To You” – einst das erste Stück auf dem Police-Debüt-Album – fügen sich wie selbstverständlich in die Soundsphäre der Aufnahme. Hier passt alles zusammen, Persönlichkeit und Idee, Klang und Ambiente, Konzept und Umsetzung, so dass “Symphonicities” trotz des großen künstlerischen Aufwands nichts von seiner Authentizität verliert. Das ist weit mehr als Crossover und liegt nicht zuletzt auch an dem eingespielten Team, das STING zur Seite steht. Denn sowohl das Royal Philharmonic Concert Orchestra unter der Leitung von Steven Mercurio als auch die Sängerin Jo Lawry als Gast haben mit ihrer Kompetenz dazu beigetragen, dass dem Star des erwachsenen Pops ein weiterer Schritt in Richtung stilistischer Individualität gelungen ist. Eines der Sommeralben, das dieses Jahr begleiten wird – als CD und auch als Live-Programm im Herbst.
STING und das Royal Philharmonic Concert Orchestra live:
21.09.2010 Berlin / O2 World
24.09.2010 Köln / Lanxess Arena
19.10.2010 Hamburg / O2 World (eh. Color Line Arena)
20.10.2010 Frankfurt / Festhalle
23.10.2010 Stuttgart / Schleyer-Halle
05.11.2010 Wien / Stadthalle
presented by Marek Lieberberg
Besuchen Sie die
offizielle deutsche Webseite von STING.