Für Sting war es ein Experiment. Im Unterschied zu manchen Kollegen, die sich nach den Rockerfolgen der jungen Jahre entweder nostalgisch mit den ollen Kammellen auf die Bühne stellen, oder in benachbarte, unverdächtige Klanggefilde wie etwa Filmmusik begeben, legte der Kopf der Wave-Combo “The Police” und erfolgreiche Adult-Popper ein künstlerisches Bekenntnis ab. “Songs From The Labyrinth” präsentierten ihn als Interpreten der Renaissancelieder von John Dowland, begleitet von dem Meisterlautenisten Edin Karamazov, und konfrontierten die klassische Musikwelt mit einer Idee der künstlerischen Darstellung, die sich von den vokalen Idealen der Akademik entfernte. Es war ein Experiment und es ging gut aus. Das Album führte nicht nur in den USA die Hitlisten der Klassikcharts an, sondern landete auch im Haushalt so mancher Pop-Adepten, die sich auf diese Weise einmal mit etwas völlig anderem konfrontiert sahen. Sting ist das Kunststück intelligenten Crossovers gelungen, der vor allem auf seiner Liebe zu einer Musik basiert, deren Melancholie und Feinheit auch nach vierhundert Jahren noch bewegt.
Und so wundert es nicht, dass er seine eigene Entdeckung mit möglichst vielen Freunden teilen will. “The Journey & The Labyrinth: The Music Of John Dowland” begleitete Sting beim Entstehungsprozess des Albums und präsentiert dieses ungewöhnliche Projekt aus der Perspektive der Kamera. Das mit dem amerikanischen Fernsehpreis Emmy ausgezeichnete und musikfilmerfahrene Team von Jim Gable und Ann Kim von der Firma Graying & Balding Inc. beobachtete den Sänger daher an den bevorzugten Plätze seiner Privatsphäre, dort, wo solche ungewöhnlichen musikalischen Erfahrungen wie das raffinierte Dowland-Update erdacht und entwickelt werden können.
Ihre für das US-Fernsehen gestaltete Dokumentation “The Journey & The Labyrinth” (US-Sendetermin: 26. Februar) entstand zum einen in Stings Anwesen aus dem 16. Jahrhundert “Lake House” im britischen Wiltshire, dessen verschlungene, der Rosette einer Laute nachempfundene Heckenanlage den Sänger zum Titel des Albums inspirierte, zum anderen in dessen italienischer Dependance “Il Palagio”, die mit opulentem Renaissance-Ambiente ebenfalls stimmungsvoll in die Vergangenheit führt. Zum einen werden Aufnahmesequenzen etwa von “Come Again”, “Can She Excuse My Wrongs” oder “Flow My Tears” gezeigt, auf der anderen Seite aber auch ausführliche Gespräche geführt, sowohl mit den Künstlern selbst wie auch mit den Renaissance-Spezialisten David Pinton und Anthony Rooley, die sich um die historischen Hintergründe und die Einordnung der Interpretationen in die Rezeptionsgeschichte Dowlands kümmern. Auf diese Weise wird dem Zuhörer und Zuschauer eine Welt fragiler musikalischer Schönheit und deren Hintergründe präsentiert, deren besonderes Flair nicht nur Sting zu bezaubern vermag.
Doch damit nicht genug. Als Bonus der DVD-Dokumentation ist der Edition “The Journey & The Labyrinth” eine Live-Aufnahme aus der Londoner St. Luke’s Church beigelegt, das Sting mit Karamazov gegeben hat. Im Mittelpunkt des Programms standen die Renaissance-Klänge, die allerdings von dem ungewöhnlichen Duo, für das der Sänger selbst zur Laute griff, geschickt in die Gegenwart fortgesetzt wird. Dem Blues des von seinen Zeitgenossen des frühen 17.jarhundert nicht ausreichend gewürdigten Briten wird der Blues des amerikanischen Hobos gegenübergestellt und schließlich durch einen Police-Klassiker abgerundet. So führt die kulturelle Linie von Dowland über Robert Johnsons “Hellhound On My Trail” bis zu einer raffiniert bearbeitete Version des Police-Klassikers “Message in A Bottle”. Und wem das auch noch nicht genügt, der hat die Möglichkeit, Sting und Karamazov von kommender Woche an live auf Deutschlands und internationalen Bühnen zu erleben. Tourstart ist am 25.Februar im Münchner Herkulessaal und noch sind Karten erhältlich.
Tourneetermine:
25.02.2007 – 20:30 Uhr – München / Herkulessaal
27.02.2007 – 20:30 Uhr – Frankfurt / Jahrhunderthalle
28.02.2007 – 20:30 Uhr – Hamburg / Laeiszhalle, Grosser Saal
05.03.2007 – 20:30 Uhr – Berlin / Philharmonie
07.03.2007 – 20:30 Uhr – Düsseldorf / Tonhalle
08.03.2007 – 20:30 Uhr – Baden-Baden / Festspielhaus Baden-Baden
11.03.2007 – 20:30 Uhr – Nürnberg / Meistersingerhalle
12.03.2007 – 20:30 Uhr – Stuttgart / Liederhalle Beethovensaal