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Von wegen unspielbar!

Vadim Repin 604 Brahms
Mat Henneck / DG
07.01.2009
Johannes Brahms wurde das Leben nicht immer leicht gemacht. Was sein Violinkonzert anging, gab es im späten 19.Jahrhundert zahlreiche Instrumentalisten und Rezensenten, die sich daran rieben. Die einen monierten, dass es unspielbar sein, was immer das auch heißen mochte, den anderen waren darin zu wenig Melodien und Themen offenkundig zu entdecken. Die Musikgeschichte hat über derartige Urteile inzwischen einen Mantel des wohlwollenden Vergessens gezogen, auch wenn Brahms in der Entstehungszeit des Werkes doch deutlich des beratenden Beistandes eines der besten Geigers jener Ära, Joseph Joachim, bedurfte, um es schließlich 1878 nach vier Jahren Reflexion und intensiver Diskussion fertig zu stellen. Damit schuf er ein musikalisches Meisterwerk, das für den russischen Starviolinisten Vadim Repin zum Schönsten zählt, was es an seinem Instrument überhaupt zu spielen gibt.
Vadim Repin kommt ins Schwärmen: „Es gibt kein anderes Geigenkonzert, in dem der Komponist so oft das Word ‘dolce’ verwendet hat. Für mich ist dieses Violinkonzert das süßeste, zärtlichste Konzert, das man sich vorstellen kann. Und wenn ich auf der Bühne stehe und es interpretiere, bin ich immer wieder beeindruckt von seiner unglaublichen Reinheit. Ich glaube, es ist diese Reinheit, die mir besonders am Herzen liegt in dieser Musik. Auf der einen Seite steht Brahms' kompositorischer Perfektionismus, sein unendliches Genie, eine Melodie zu entwickeln. Jede Nuance dieses Werkes ist in einer perfekten, stimmigen und unglaublich schönen Architektur aufgehoben". Die andere Seite bildet das Gefühl, das bei Brahms immer wieder zwischen den Extremen von Intimität und Pathos schwankt und Interpreten auf das Glatteis akustischer Trunkenheit führen kann. Vadim Repin hingegen gelingt es, diese Gegensätze zu versöhnen, indem er das Werk weit über den Notentext hinaus mit seiner eigenen Persönlichkeit füllt.
Und das ist für den 1971 in Nowosibirsk geborenen und inzwischen in der Schweiz lebenden Meisterschüler von Yehudi Menuhin eine der Grundlagen der musikalischen Umsetzung überhaupt: „Ich glaube, dass man am besten damit fährt, wenn man am Anfang der Arbeit zunächst einmal seinem Herzen folgt. Natürlich muss man sich auch den Kontext anschauen, in dem die Partitur steht. Ich habe damals [als Student von Menuhin, Anm. d. Red] viele andere Werke von Brahms gespielt, besonders seine Sonaten und eine Menge Kammermusik, um mich an den sehr speziellen Klang und die Atmosphäre zu gewöhnen, die seine Musik umgibt. Aber all diese Arbeit hat sich ziemlich schnell als Anfang eines Lebenswerkes herausgestellt. Es ist ein Trugschluss, dass man ein so großes und komplexes Stück wie Brahms' Violinkonzert als junger Konservatoriums-Absolvent gleich in eine ewig gültige Form gießen kann. Ich glaube grundsätzlich, dass gute Musik sich dadurch auszeichnet, dass sie mir erlaubt, mit ihr zu wachsen, dass sie die eigenen Stimmungen und Lebensphasen begleitet".
Im August 2008 nun hat sich Vadim Repin der Aufgabe gestellt, die vorläufig bestmögliche Interpretation dieses gewaltigen Konzertes zu versuchen. Er begab sich in Leipzig mit Riccardo Chailly und dem Gewandhausorchester in Klausur und kann jetzt eine Darstellung von Brahms' Konzertmonolithen präsentieren, die ihn nicht nur als ungemein präzisen Souverän seines Instruments vorstellt, sondern zugleich als einen Geistesverwandten des Komponisten, dem es gelingt, dessen sensibler, subtiler Musik eine innere Strahlkraft zu verleihen, die deren Schöpfer im Sinn gehabt haben mag, als er sie ersann. Dazu gesellte er außerdem das Doppelkonzert für Geige und Violoncello a-Moll, dem er sich zusammen mit Truls Mørk, „einem Geistesbruder", und dem bewährten Orchesterteam gewidmet hat. So startet Vadim Repin mit einem faszinierenden neuen Kapitel seiner Diskographie ins neue Klassik-Jahr und präsentiert das Violinkonzert von Johannes Brahms übrigens auch an vier ausgewählten Terminen in deutschen Konzertsälen.
Tourtermine Vadim Repin.

09. Jan. 09 – München, Philharmonie Gasteig
10. Jan. 09 – München, Philharmonie Gasteig
11. Jan. 09 – München, Philharmonie Gasteig
15. Jan. 09 – Bamberg, Konzert- und Kongresshalle
16. Jan. 09 – Schweinfurt, Theater
17. Jan. 09 – Fürth, Stadttheater
18. Jan. 09 – Erlangen, Heinrich-Lades-Halle
16. Mai. 09 – Frankfurt am Main, Alte Oper
17. Mai. 09 – Köln, Philharmonie

Weitere Informationen unter www.klassikakzente.de/vadimrepin

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