Erst kürzlich versetzte
Valentina Lisitsa als Duett-Partnerin von
Hilary Hahn auf der gemeinsamen Aufnahme mit Violinsonaten von
Charles Ives Fachwelt und Klassikhörer in Entzücken. Nun steht das erste Album der russischen Pianistin als Solokünstlerin für die renommierte
Decca an. Und hinter diesem
Aufnahmedebüt verbirgt sich ein Phänomen, das einer eingehenderen Betrachtung wert ist.
Mit YouTube zu weltweiter Popularität Denn
Valentina Lisitsa ist wohl die einzige Klassikkünstlerin der Gegenwart, die ganz ohne Management und professionelle Promoter immense internationale Popularität erreicht hat. In Eigenregie betreibt die Pianistin seit März 2007 einen
Youtube-Kanal, auf dem sie ihr virtuoses Klavierspiel demonstriert. Der Kanal verzeichnet aktuell
53.500 Abonnenten. Mehr als
44 Millionen Mal wurden ihre Videos betrachtet – Dimensionen, die an
Popstar Justin Bieber erinnern, dessen globale Erfolgsgeschichte ebenfalls auf Youtube begann. Valentina Lisitsa stellt den herkömmlichen Karriereweg der Klassik-Welt auf den Kopf: Sie nutzt das Internet nicht lediglich als ein ihren Konzertaktivitäten nachgelagertes Informationsmedium für Fans und Presse. Vielmehr setzten die Rekordzahlen ihres Online-Profils die rasch an Fahrt gewinnende internationale Konzertkarriere Lisitsas überhaupt erst richtig in Gang.
Fan-Konzert in der Royal Albert Hall Der Ansturm auf ein Solo-Recital, zu dem Lisitsa ihre Online-Fans eingeladen hatte, sprengte beinahe die Grundmauern des Aufführungsortes, eine Dorfkirche im Londoner Vorort Perivale. So fasste sich die von ihrer Anhängerschaft auch für ihren skurrilen Humor geliebte Pianistin ein Herz und adressierte eine Veranstaltungsanfrage an die Londoner
Royal Albert Hall. Das Management zeigte sich beeindruckt von Lisitsas Youtube-Erfolg und reservierte kurzerhand einen Termin im Konzertkalender des Hauses, der sonst den großen Namen der internationalen Musikwelt vorbehalten ist. Geschäftsführer
Jasper Hope begründet die ungewöhnliche Entscheidung folgendermaßen: “Valentina ist eine Naturgewalt und ein außergewöhnliches Talent. Ich kenne niemand, der dies jemals gewagt hätte. Wir mussten ihr einfach die Tür öffnen und ihr die Möglichkeit geben, auf der berühmtesten Konzertbühne der Welt zu spielen.”
Wegweisende Interaktion zwischen Klassikhörern und Interpretin Valentina Lisitsa weiß, wem sie ihren Erfolg zu verdanken hat: “Ohne meine Online-Fans auf der ganzen Welt hätte ich es nicht geschafft. Ihre Reaktionen bestätigen mich jeden Tag aufs Neue in dem, was ich tue. Das ist die schönste Belohnung für meine harte Arbeit. Nun möchte ich mich bei ihnen mit einem großartigen Konzert bedanken.” Als Zeichen ihrer Dankbarkeit überlies die Pianistin die Zusammenstellung des Repertoires für das am
19. Juni stattfindende
Solo-Recital ihren Fans. Per
Online-Abstimmung wählten sie Höhepunkte der romantischen Klavierliteratur von
Chopin und
Liszt bis hin zu
Rachmaninoff und
Skrjabin aus. Für all jene, die nicht live vor Ort sein können, wird es einen Live-Stream via Youtube geben. Ebnet Lisitsa damit einen neuen Weg in die Zukunft des klassischen Konzertbetriebs?
Der offizielle Startschuss für eine Weltkarriere als Pianistin im Künstlerstamm der Decca soll mit der
Veröffentlichung des
Royal Albert Hall-Konzerts fallen. Ab
25. Juni kann man die Aufnahme als digitalen
Download kaufen, die
CD soll ab
3. Juli erhältlich sein.