Die Pianistin Valentina Lisitsa gilt als erster YouTube-Star der klassischen Musik. Mit mehr als 200 Videos und Klicks, die mittlerweile die 60-Millionen-Marke erreicht haben, konnte sie eine Internetpopularität erlangen, wie sie sich sonst höchstens bei Pop-Ikonen finden lässt. Über Konzertmitschnitte, Interviews und Outtakes lässt sie das Publikum an ihren Projekten teilhaben, und schafft es so, stets nahbar und bodenständig zu wirken. Dabei nimmt die Künstlerin die Meinung ihrer Anhänger offensichtlich durchaus ernst: Im Vorfeld ihres Debüt-Konzerts in der Londoner Royal Albert Hall ließ sie auf ihrer Website die Fans darüber abstimmen, welche Stücke sie in das Programm nehmen sollte. Dem 2012 daraus entstandenen Album „Valentina Lisitsa Live at the Royal Albert Hall“ folgten schon bald darauf Einspielungen ihrer Interpretation von Werken Rachmaninovs. Valentina Lisitsas Schaffenskraft scheint unermüdlich, und ebenso ihre Fans, die sie weiterhin an jedem ihrer musikalischen Schritte teilhaben lässt.
Mit ihrem neuen Album „Valentina Lisitsa plays Liszt“ wagt sich die Künstlerin nun in die höchsten Sphären der Klaviermusik. Aber selbst die diffizilen Stücke eines Komponisten, der bereits zu Lebzeiten als größter Virtuose seiner Zeit galt, scheinen für die Pianistin keine Hürde zu sein. Franz Liszts Klavierwerke, insbesondere das Rondeau Fantastique „La Contrabandista“, gehören in die Reihe der anspruchsvollsten Klavierliteratur, bei der manch anderer Klavierspieler schon mal die Flinte ins Korn warf. Doch auch weniger virtuose Stücke, wie zum Beispiel Giuseppe Verdis „La Danza Sacra“ aus „Aida“, den Liszt für Klavier transkribiert hat, interpretiert Valentina Lisitsa mit einer bemerkenswerten Spielfreude. Selbst das düstere „Gute Nacht“ aus Schuberts Winterreise und „Der Erlkönig“ klingen bei ihr erfrischend leicht und unverbraucht.
Die Künstlerin geht aber noch einen Schritt weiter: Am 7. Oktober 2013 erscheinen ihre Interpretation dieser und anderer Werke Franz Liszts. Darüber hinaus jedoch hat sich die YouTube-Pianistin auf ein weiteres Experiment eingelassen, um die Dimensionen ihres Könnens unmissverständlich darzustellen. Die Vorzüge der digitalen Möglichkeiten weit hinter sich lassend, hat sie „Der Müller und der Bach“, die „Ungarische Rhapsodie Nr. 2“ und einige anderer der Stücke, die auf dem Album „Valentina Lisitsa plays Liszt“ zu hören sein werden, zusätzlich analog aufgezeichnet. Ohne die Möglichkeit des Nachbearbeitens, ohne Netz und doppelten Boden. Dass sie das analoge Ergebnis in Form einer Langspielplatte präsentiert, scheint zugleich unkonventionell und konsequent – und damit sinnbildlich für die Karriere der aufstrebenden Künstlerin.