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Mozart im Spiegel seiner Zeit – Das neue Album von Víkingur Ólafsson

Víkingur Ólafsson - Moazrt & Contemporaries
© Ari Magg
02.09.2021
Víkingur Ólafsson liebt den Perspektivwechsel und das Durchbrechen festgefahrener Bilder. Dies beweist er auch mit seinem neuen Album, auf dem er unter dem Titel “Mozart & Contemporaries” einige seiner “Lieblings-Klavierwerke von Mozart zusammen mit einer Auswahl von Werken führender Zeitgenossen” präsentiert und für das er darüber hinaus eigene Transkriptionen von Werken Mozarts eingespielt hat. Das spannende Konzeptalbum erscheint am 3. September bei Deutsche Grammophon.

Ein “musikalisches Echo” der Zeit Mozarts 

Víkingur Ólafsson hat für sein neues Album abermals ein eindrucksvolles programmatisches Konzept entwickelt, in dessen Zentrum die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart steht – konkret vorwiegend Musik aus den 1780er-Jahren, einer Zeitspanne, die Ólafsson in Mozarts Leben und Kunst besonders faszinierend findet. “Die Schatten sind dunkler, die Nuancierungen und Zweideutigkeiten tiefgründiger”, sagt der Pianist über die Werke dieser Zeit. So erklingen auf dem Album etwa das “Rondo in F Dur K 494”, die “Fantasia in D minor K 397”, die “Kleine Gigue in G Dur K 574” oder die “Klaviersonate Nr. 14 in c-Moll K 457”.
Zwischen diese Stücke platziert Ólafsson als “Echo einer Epoche” Werke von Zeitgenossen Mozarts, darunter Stücke von Carl Philipp Emanuel Bach und Joseph Haydn, die sowohl musikalisch als auch geistig eng mit Mozart verbunden waren, sowie Kompositionen von Baldassare Galuppi und Domenico Cimarosa, die die Musik des 18. Jahrhunderts ebenfalls nachhaltig geprägt haben. “Vielleicht bieten alle vier eine Chance, das zeitgenössische Ohr auf die vorherrschenden Ideen, Stile und Geschmäcker der Zeit zu kalibrieren”, so Ólafsson. Ergänzt werden die Originalwerke durch besondere Transkriptionen des Pianisten, etwa eindringliche Fassungen zweier Sonaten von Cimarosa und eine Bearbeitung des Es-Dur-Adagios” aus Mozarts “Streichquintett KV 516 für Klavier zu zwei Händen”. Am Ende des Albums geht Mozarts “Adagio in h-Moll KV 540” schließlich fast unmerklich in Franz Liszts Transkription der Motette “Ave verum corpus” über.

Neugier, Enthusiasmus und Entdeckergeist 

“Ich hoffe, dass dieser besondere Kontext, die Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem, unsere psychologische Einstellung ein wenig verändern kann, indem er etwas von dem Ballast entfernt, den wir alle mitbringen, wenn wir Mozarts Musik hören” – so formuliert Víkingur Ólafsson die Idee hinter seinem neuen Album. Um dies zu verwirklichen, habe er sich im Vorfeld der Einspielung bewusst vorgenommen, selbst an die bekanntesten Werke Mozarts mit der gleichen Freiheit, dem gleichen kindlichen Enthusiasmus und dem gleichen Entdeckergeist heranzugehen, wie wenn man sich auf der Suche nach unbekannten Perlen durch die fast nie aufgenommenen Werke von Galuppi und Cimarosa wühle, so der Pianist.

Kein Wunderkind, sondern gereifter Komponist

Für Ólafsson gleicht die Beschäftigung mit Mozart einer Seelenreise. “Wenn ich Mozart spiele, habe ich das Gefühl, dass ich mich selbst als Musiker kennenlerne. Ich entdecke Seiten in mir, von denen ich vorher gar nichts wusste. Es scheint, als würde seine Musik mein tiefstes Inneres spiegeln”, so der Künstler. Die Einspielungen auf seinem Album “Mozart & Contemporaries” zeugen von dieser intimen Auseinandersetzung und dem persönlichen Erkenntnisreichtum des Pianisten und faszinieren darüber hinaus durch die Vielfalt an Klangnuancen und musikalischen Details, die Ólafsson in seinen feinsinnigen Interpretationen offenbart. Wolfgang Amadeus Mozart erscheint darin weder als überirdisches Wunderkind noch als “Idiot savant”, sondern wird ganz im Gegenteil als gereifter Komponist erlebbar, der in seinen Werken einen ungemeinen Reichtum an Ideen verarbeitete. Durch die besondere Programmgestaltung entsteht zudem das fulminante Klangbild einer außergewöhnlichen Zeit, was die Kunst Mozarts auf ganz neue Art und Weise erfahrbar macht.

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