Der isländische Pianist
Víkingur Ólafsson ist ein Meister darin, die tieferliegenden Dimensionen der Musik in seinem Spiel filigran freizulegen. Nach seinen international gefeierten Konzeptalben, auf denen er sich zuerst mit Werken von
Philip Glass, dann mit Originalwerken und Transkriptionen von
Johann Sebastian Bach auseinandergesetzt hat, legt er nun sein drittes Album bei
Deutsche Grammophon vor, auf dem er verschiedene Klavierwerke von
Jean-Philippe Rameau und
Claude Debussy präsentiert. Das Album ist ab 27. März 2020 international erhältlich.
Facettenreiche Zusammenstellung verschiedener kurzer Klavierwerke
Ólafsson ist bekannt für die feinsinnige und hintergründige Zusammenstellung der Stücke auf seinen Alben und entsprechend außergewöhnlich ist auch die Auswahl der verschiedenen Werke auf der neuen Veröffentlichung “Debussy – Rameau”. So finden sich darauf hauptsächlich kürzere Sätze und Kompositionen für Klavier, darunter verschiedene Werke von Debussy, etwa aus “Children’s Corner” oder seinen Préludes, sowie eine Auswahl von Rameau-Stücken, vorwiegend aus dessen “Pièces de clavecin”-Sammlungen. Ein ganz besonderes Werk auf dem Album trägt den Titel “The Arts and the Hours” und wurde von Víkingur Ólafsson mit Bezug auf die letzte Oper Philippe Rameaus “Les Boréades” selbst arrangiert. Von zärtlichem Grundcharakter geprägt, gleicht das Stück einer musikalischen Meditation und Hommage an Rameau, die von zeitloser Schönheit ist.
Jean-Philippe Rameau und Claude Debussy: Faszinierende “Musiker der Zukunft”
Víkingur Ólafsson hat das Album als “Dialog zwischen zwei seiner Lieblingskomponisten” konzipiert, wie er sagt. Jean-Philippe Rameau und Claude Debussy seien für ihn in der Musik wie Brüder oder verwandte Seelen, obwohl 180 Jahre zwischen ihnen lagen. Beide waren für ihn “Revolutionäre” – “Musiker der Zukunft, die etwas in Bewegung setzen wollten”, so Ólafsson. “Beide waren begnadete Klavierkomponisten, zwei fortschrittliche und sehr eigenwillige musikalische Denker, die durch Klang unglaublich plastische Bilder beschwören konnten”. Auf seinem Album wollte er nun deutlich machen, wie wegweisend Rameau mit seinem Schaffen war und wie tief Debussy wiederum im französischen Barock und in Rameaus Musik verwurzelt war.
Betörende Collage
Das Ergebnis dieser engen programmatischen Verzahnung der Werke beider Komponisten auf dem Album ist faszinierend: So werden in der Gegenüberstellung der einzelnen Stücke thematische Bezüge und klangsinnliche Ähnlichkeiten zwischen Rameau und Debussy erfahrbar, die tatsächlich eben jene innere Verwandtschaft klingend erlebbar machen, von der Ólafsson spricht. Als hingebungsvoller Interpret lässt er die einzelnen Musikstücke ineinander verschmelzen und hebt mit farbenreicher Anschlagskultur und intensiver Herausarbeitung auch kleinster musikalischer Details gleichsam die Zeiten auf. Dabei wird es beinahe unwichtig, von welchem der beiden Komponisten ein Werk jeweils stammte. Vielmehr eröffnet sich eine betörende Collage an Klängen und Farben, die mit subjektiver Tiefe und melodischer Schönheit in den Bann zieht.