Anfang der 1970er Jahre haben sich der russische Pianist
Vladimir Ashkenazy und der Dirigent
Sir Georg Solti zusammengetan, um gemeinsam mit dem
Chicago Symphony Orchestra alle fünf Klavierkonzerte von
Ludwig van Beethoven aufzunehmen. 1973 bekamen die Künstler für ihren Zyklus einen Grammy verliehen. Die großartigen Referenzeinspielungen der fünf komplexen Meisterwerke wurden von Decca nun für eine Sonderedition in 24-bit Klangqualität und auf Blu-ray veredelt, die 45 Jahre später den Genuss akustisch noch einmal in beflügelnde Höhen treibt und die beiden großen Musiker als geniale Interpreten auszeichnet.
In der Fülle liegt die Kraft
Die fünf Klavierkonzerte tragen das ganze Spektrum an Klangfarben und Emotionen in sich, das in Beethovens Oeuvre steckt. Während die ersten beiden Klavierkonzerte in C-Dur, op. 15 und in B-Dur, op. 19 neben der bereits für Beethoven typischen Handschrift auch noch die Nähe zur Wiener Klassik zum Ausdruck bringen, ist die Stimme des Solisten im Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll, op. 37 bereits dichter mit denen des Orchesters verwoben, wodurch die Komposition einen sinfonisch anmutenden Charakter bekommt. Damit war für das Klavierkonzert der Weg heraus aus den Salons und hinein in die großen Konzertsäle geebnet. In den Klavierkonzerten Nr. 4 in G-Dur op. 58 und Nr. 5 in Es-Dur op. 73 perfektioniert Beethoven in der Blütezeit seines Schaffens den sinfonischen Stil seiner komplexen Werke und hat in dieser Zeit neben den Klavierkonzerten auch eine überwältigende Fülle weiterer bedeutender Kompositionen zu Papier gebracht.
Tiefschürfende Auseinandersetzung
In Beethovens Klavierkonzerten steckt ein reicher Fundus vielschichtiger Gefühle, den Vladimir Ashkenazy in seinen Aufnahmen beherzt offenlegt. Mit sensiblem Spürsinn geht der Pianist der düsteren Trauer des 3. Klavierkonzerts auf den Grund, das mit c-Moll als einziges der fünf Werke in einer Moll-Tonart steht. Mit sanfter Entschlossenheit beleuchtet er die sphärische Zartheit des 4. Klavierkonzerts, das ohne ein Orchestervorspiel auskommt und den Solisten ab dem ersten Moment als Teil des großen Ganzen einbezieht. Und mit hinreißender Leichtigkeit wirbelt er durch die virtuosen Passagen der Solokadenz im ersten Satz des 1. Klavierkonzerts. Das fünfte Klavierkonzert ist das beliebteste dieser besonderen Kompositionen, die Beethoven für das Tasteninstrument geschrieben hat. Und obwohl es den Beinamen “Emperor” trägt, zelebriert Vladimir Ashkenazy neben den donnernden Akkorden vor allem die intimen und kammermusikalischen Momente, in denen er mit dem Chicago Symphony Orchestra und Sir Georg Solti in einen berührenden Dialog tritt.