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Tiefe Emotion und lichte Transparenz – Vladimir Ashkenazy spielt Schostakowitsch

Vladimir Ashkenazy
© Ben Ealovega / Decca
07.06.2016
Es gehört mit zum Faszinierendsten, die musikalische Entwicklung eines Komponisten anhand seiner Werke nachzuverfolgen und mitunter gleicht das Lauschen der Musik dem Einblick in intime Tagebücher. Bei Decca Classic erscheint nun ein Album mit drei Kammermusik-Werken von Dimitri Schostakowitsch, die einen breiten Bogen spannen und die künstlerische wie auch persönliche Entwicklung des russischen Komponisten eindringlich herausarbeiten. Mit Vladimir Ashkenazy sitzt dabei ein Musiker am Klavier, der in Zsolt-Tihamér Visontay an der Geige, Mats Lidström am Cello und Ada Meinich an der Bratsche drei kongeniale Mitstreiter gefunden hat und dessen außergewöhnlich feinsinniger Zugang zur russischen Literatur die gesamte Einspielung prägt.

Album spannt weiten Bogen von Schostakowitschs Jugendwerk bis hin zu seinem Schwanengesang

Zu Beginn des Albums steht mit dem Trio No.1 ein melodisches Kleinod, das Schostakowitschs im Alter von nur 17 Jahren komponierte, nachdem er sich in das Mädchen Tatjana Glivenko verliebt hatte. So ist das Werk denn auch deutlich vom romantischen Geist durchdrungen und offenbart eine warme und innige Musikalität. Mit dem Trio No.2 erklingt ein Werk, das Schostakowitschs genau zwanzig Jahr später schrieb und das er seinem überraschend verstorbenen Vertrauten Ivan Ivanovitsch Sollertinskij widmete. In schwermütiger Erinnerung an seinen Freund schuf der Komponist hier ein wahres Meisterwerk, dessen Höhepunkt im hintergründigen Finale erreicht wird, das sich ausgehend von einem Klezmerthema im pizzicato stetig dramatischer und dichter zuspitzt. Den Abschluss des Albums bildet schließlich die Bratschensonate op.147, ein intimes Spätwerk von Shostakovich, das dieser in den letzten Wochen seines Lebens komponierte und bei dem insbesondere die Ecksätze vom Einsatz der Zwölftontechnik geprägt sind.

Warme Emotionalität und klare Struktur

Sowohl bei den beiden Trios als auch bei der Sonate berührt das Ensemble rund um Vladimir Ashkenazy mit einer ungemein dichten, klaren und von warmer Emotionalität durchdrungenen Einspielung. Brillante Klarheit, sangliche Melodik und lichte Transparenz im Zusammenspiel bestimmen die Interpretation, die tief zu bewegen vermag und doch nie Gefahr läuft, pathetisch zu werden. Dabei zeugt das fein aufeinander abgestimmte Zusammenspiel der Musiker von einer großen Reife im klanglichen Ausdruck und nicht zuletzt von der tiefen Bewunderung für einen Komponisten, dessen zutiefst ehrliche und intime Tonsprache bis heute berührt.

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