Biographie
Herbert von Karajan
Ohne Umschweife kann man Herbert von Karajan als den markantesten Dirigenten des 20. Jahrhunderts bezeichnen. In bisher nicht gekannter Weise verschafft er sich Einfluss in den großen Häusern Europas, seine Unerbittlichkeit im Musikalischen und seine Disziplin sind gefürchtet und bewundert worden. Als erster öffnet sich Karajan den modernen medialen Mitteln wie dem Film, um seine Konzerte zu bewahren und noch weiter verbreiten zu können. Während der Jahre als Chefdirigent gelingt es ihm, durch seinen Anspruch an die Musiker und seine genauen Kenntnisse ihrer Möglichkeiten, aus den Berliner Philharmonikern den präzisesten Klangkörper der Zeit zu machen, weithin bewundert und gerühmt. Dennoch ist Karajan gerade durch seinen absoluten Anspruch nicht ohne Widersacher und Kritiker geblieben.
Heribert Ritter von Karajan wird am 05.April 1908 in Salzburg geboren. Mit vier Jahren erlernt er das Klavierspiel, der Gymnasiast studiert parallel am Mozarteum. Sein Lehrer Bernhard Paumgartner empfiehlt ihm, sich auf das Dirigieren zu konzentrieren und zum weiteren Studium auf die Wiener Musikakademie zu wechseln. Seine Lehrer dort in der Zeit von 1926 – 28 werden Franz Schalk und Alexander Wunderer. Ab 1928 ist er Chorleiter am Stadttheater Ulm
Eine Aufführung von Mozarts Le nozze di Figaro am 02. März 1929 in Ulm ist der erste Wendepunkt in Karajans Karriere; aus dem Erfolg erwächst ihm die Stelle des städtischen Dirigenten. Im selben Jahr dirigiert der junge Künstler auch sein erstes Konzert am Salzburger Mozarteum. 1930 – 34 leitet er die Dirigentenkurse der Salzburger Festspiele. 1934 wird ihm der Posten des Generalmusikdirektors in Aachen angeboten; da er mit den technischen Möglichkeiten des Ulmer Stadttheaters mittlerweile sehr unzufrieden ist, nimmt er an: mit sechsundzwanzig Jahren ist er der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands. In dieser Zeit wird Karajan Mitglied der NSDAP. 1937 erringt er mit einer legendären Aufführung von Tristan und Isolde an der Berliner Staatsoper endgültig auch internationalen Ruhm, der in den Jahren darauf schon demjenigen Furtwänglers gleichkommt. So arbeitet er ab 1939 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Staatskapellmeister an der Berliner Oper, weshalb er sich 1941 auch privat nach Berlin orientiert. Während der Besetzung Frankreichs dirigiert er des öfteren auch an der Pariser Oper.
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands sah sich Karajan als Parteimitglied der NSDAP heftiger Kritik und Anfeindungen ausgesetzt, zeitweise war er mit Berufsverbot belegt. Auch die Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern ab 1946, die ein Leben lang andauern wird, ist deshalb anfänglich durch Missstimmung getrübt. Doch Walter Legge, Produzent der EMI, lädt ihn im selben Jahr ein, mit den Wienern Bruckners 8. Symphonie einzuspielen – die erste Aufnahme für dieses Haus, der eine große Zahl weiterer folgen soll.
Legge sorgt aber auch für einen Kontakt zum Philharmonia Orchestra, mit dem Karajan 1947 in London debütiert und dessen Chefdirigent er wird. 1948 hat er sein Debüt bei den Salzburger Festspielen, wieder mit dem Figaro. Für die Scala in Mailand leitet er im darauffolgenden Jahr eine Reihe deutscher Opern, die “Gesellschaft für Musikfreunde” in Wien ernennt ihn zum Konzertdirektor auf Lebenszeit. 1951 wird er eingeladen, bei der Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele zu dirigieren.
In den fünfziger Jahren geht Karajan verstärkt seinen Aufnahmeaktivitäten nach. So dirigiert er das Philharmonia Orchestra in von Walter Legge produzierten, mittlerweile klassischen Opernaufnahmen mit Elisabeth Schwarzkopf: Humperdincks Hänsel und Gretel von 1953, Ariadne auf Naxos von Strauss und Mozarts Così fan tutte 1954, sowie den Strauss’schen Rosenkavalier im Jahr 1956. Gleichzeitig ist er an der Scala mit der Produktion und Leitung verschiedener Opernprojekte beschäftigt, wie Richard Wagners Ring, Ludwig van Beethovens Fidelio, Die Frau ohne Schatten von Richard Strauss, Claude Debussys Pelléas et Mélisande und Giuseppe Verdis Otello, um nur die wichtigsten zu nennen. Die Berliner Philharmoniker wählen ihn nach Wilhelm Furtwänglers Tod 1955 zum musikalischen Leiter auf Lebenszeit. Im folgenden Jahr übernimmt er zusätzlich die künstlerische Leitung der Salzburger Festspiele (die er bis 1960 innehat) und 1957 wird er Nachfolger Karl Böhms an der Wiener Oper. Diese Kumulation vieler der bedeutendsten Stellen als musikalischer Leiter trägt ihm den ebenso kritischen wie ehrfürchtigen Kommentar ein, der “Generalmusikdirektor Europas” zu sein. Schon zu dieser Zeit verfügt er über einen ungeheuren Einfluss auf das europäische Musikwesen, wie ihn vor Karajan kein anderer Dirigent hatte und den er mit nur geringen Einbußen bis zu seinem Tod ausüben wird.
Karajans Perfektionismus und seine Kompromisslosigkeit in musikalischen Fragen führen jedoch mit derselben Unausweichlichkeit zu massiven Problemen. Als er sich mit seinen Wünschen bezüglich der Arbeitsbedingungen an der Wiener Oper nicht durchsetzen kann, kehrt er dem traditionsreichen Posten 1965 den Rücken und wird stattdessen wieder Mitglied im Direktorium der Salzburger Festspiele. Vermehrt wendet er sich jetzt visuellen Umsetzungen von Opern zu, wie dem als Gemeinschaftsprojekt mit Franco Zeffirelli gedrehten Film “La bohème” nach Giaccomo Puccinis Oper. Dazu ruft er mit der “Cosmotel” eine eigene Produktionsgesellschaft ins Leben; 1982 wird er sogar eine eigene Firma zur Produktion von Videoaufnahmen seiner Opern und Konzerte gründen, die “Telemondial”.
1967 begründet Karajan die Salzburger Osterfestspiele, in deren Verlauf er nun in jedem Jahr eine Oper eigens inszenieren und leiten wird – im ersten Jahr Richard Wagners Ring des Nibelungen. Anschließend nimmt er die Produktionen mit den Berliner Philharmonikern auf, lässt Filme davon drehen oder bringt sie erneut in New York heraus. Dort hat er 1968 sein Debüt an der Metropolitan Opera mit der Salzburger Produktion der Walküre. Im selben Jahr ruft er auch die Karajan-Stiftung ins Leben, die sich sowohl in medizinischer Forschung, als auch durch die Ausschreibung internationaler Nachwuchswettbewerbe etabliert. Karajan selbst ist sein Leben lang unermüdlich auf der Suche nach neuen Talenten, die er mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln fördert. Dazu gehören Künstler, die heute selbst den Rang eines Weltstars haben, wie Sabine Meyer, Anne-Sophie Mutter, Hildegard Behrens, François-René Dûchable oder Gundula Janowitz.
1969 wird Karajan künstlerischer Berater des Orchestre de Paris, doch auch hier kann er sich mit seinen hohen Anforderungen nicht durchsetzen und verlässt die Stelle. Dafür gelingt es ihm, 1977 mit der Wiener Oper den seit zwölf Jahren währenden Streit beizulegen. Eine schwere Krankheit, die die Lähmung eines Beines zur Folge hat, behindert ihn erheblich. Sechs Jahre ist er kaum in der Lage zu arbeiten, bis ein erfolgreicher Eingriff 1983 sein Gehvermögen in weiten Teilen wieder herstellt. 1989 gibt er die Leitung der Berliner Philharmoniker endgültig ab. Er stirbt am 16. Juli 1989 in Anif bei Salzburg.
Karajans musikalisches Vermächtnis ist aufgrund seines Interesses für die Möglichkeiten der Studioaufnahme und seine rege Tätigkeit auf diesem Gebiet bis heute eines der umfangreichsten im Katalog von EMI Classics. Dabei stellt die ihm gewidmete Karajan-Edition mit dreiundvierzig CDs nur einen Teil. Viele seiner frühen Aufnahmen sind in der Serie Références erschienen, wie das Klavierkonzert Robert Schumanns mit Dinu Lipatti. Sowohl seine maßstäblichen Aufnahmen von Werken wie dem Deutschen Requiem von Brahms oder der Symphonie Nr. 9 von Beethoven (beide mit Hans Hotter und Elisabeth Schwarzkopf) als auch seine herausragenden Interpretationen von Wagner-Opern, wie dem Lohengrin (mit René Kolle und Anna Tomowa-Sintow) sind bis heute im Katalog vertreten. Unvergessliche Operneinspielungen, wie der Rosenkavalier mit Elisabeth Schwarzkopf, oder die Meistersinger von Nürnberg mit Theo Adam, René Kollo und Helen Donath sind in der Serie Great Recordings of the Century erschienen. Sie wurden für diese Wiederveröffentlichung nach neusten technischen Möglichkeiten aufbereitet und liegen daher in optimal restaurierter Klangqualität vor.
Zudem sind im September 2001 in einer Sonder-Edition der Reihe Great Recordings of the Century zehn Wiederveröffentlichungen von Operngesamtaufnahmen Karajans (Debussy, Mozart, Johann Strauß, Richard Strauss, Verdi und Wagner), zusammengefaßt in einer repräsentativen Box erschienen. – Auch in dem neuen digitalen Medium DVD-Audio (Surround-Sound) sind mittlerweile maßstabsetzende Aufnahmen Karajans erhältlich, die den Rang des Dirigenten unterstreichen: Vorspiele und Ouvertüren zu Wagner-Opern, erschienen im September 2001.
Zu Herbert von Karajans 95. Geburtstag ist im Juni 2003, 14 Jahre nach seinem Tod, eine Doppel-CD mit bedeutenden Aufnahmen des Jahrhundert-Dirigenten erschienen, vor allem Ouvertüren, Intermezzi, Rhapsodien und Vorspielen gewidmet (mit Solisten wie Anne-Sophie Mutter, Maurice André und Dennis Brain). – In der EMI Classics-Serie Great Conductors of the Century, die den größten Dirigentenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts gewidmet ist, erschien im Juni 2004 eine Doppel-CD mit raren Dokumenten Herbert von Karajans aus Rundfunk-Archiven, u.a. William Waltons Sinfonie Nr.1, die er 1953 in Italien dirigiert hatte. – In der neuen EMI Classics-Serie Legend, die erstmals die beiden Medien CD und DVD vereint, erschien außerdem ein Portrait des singulären Künstlers – zum Hören und Sehen (Juni 2004). Aber auch in der DVD-Video-Reihe Classic Archive – den Legenden der klassischen Musik in raren Bilddokumenten (u.a. der BBC) gewidmet – ist Herbert von Karajan vertreten (April 2003).
Stand: November 2004
EMI Classics Germany
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