Nicht weltlich genug, statt allzu weltlichSchon im romantischen 19. Jahrhundert wurde
das geistliche Werk Mozarts weithin ignoriert. Die neuen Verfechter eines “reinen Stils” idealisierten mittelalterliche Komponisten wie Orlando di Lasso und Palestrina. Mozart warf man vor, Kirchenwerke nur als Brotjob betrachtet, sie profanisiert und als Mittel zum Zweck genutzt zu haben; lediglich als eine Art Materiallager für seine Opern. Dabei ignorierten die Puristen jedoch, dass auch die geistliche Musik Palestrinas und di Lassos von Errungenschaften aus deren weltlicher Musik durchdrungen war. Und aus heutiger Sicht wird in seinem vielfach gemischten Kirchenstil mit “galanten” und “gelehrten” Elementen der
Traditionalist Mozart erkennbar, aus dessen Instrumentalwerk und Opern wir einen solchen Dualismus nicht kennen. Seiner geistlichen Musik, so Mozart-Biograph Alfred Einstein, könne man doch eher den Vorwurf machen, nicht weltlich genug als allzu weltlich zu sein.
Mozart, ein verhinderter Kirchenmusiker?Und schließlich hätte Mozart, wäre er nicht schon im Alter von 37 Jahren gestorben, 1792 die Stelle als
Wiener Domkapellmeister angetreten, um die er sich im Vorjahr erfolgreich beworben hatte. Auch Johann Sebastian Bach, heute der Inbegriff des frommen Kirchenkomponisten, ist nach einem eher unsteten und abwechslungsreichen Künstlerleben erst mit 37 Jahren Kantor der Thomaskirche geworden. Womöglich hätten wir heute ein gänzlich anderes Bild des Komponisten Mozart, wenn er noch länger gelebt hätte? In seinem Schaffen nehmen
Kirchenkompositionen jedenfalls eine gewichtigere Stellung ein, als man angesichts seines sonst so schrillen Images wohl anzunehmen geneigt wäre. Es umfasst ganze 16 vollständige Messen, vier Marien-Litaneien, zwei Vesper-Litaneien, eine große Anzahl für den Gottesdienst bestimmter Kirchensonaten, die beiden großen Fragmente der Messe c-Moll und des weithin bekannten Reqiuems sowie eine Vielzahl kleinerer Stücke für den Kirchengebrauch.
Mozarts geistliche Werke in der Reihe EloquenceIn der Sonderedition
“Wolfgang Amadeus Mozart: Geistliche Werke” aus der Reihe Eloquence ist nun eine Auswahl der wichtigsten und beliebtesten Kirchenwerke des Komponisten erschienen. Die
7 CDs enthalten Aufnahmen hochkarätig besetzter Ensembles wie der Academy of St. Martin in the Fields, der English Baroque Soloists oder des London Symphony Orchestra und legendärer Mozart-Interpreten wie Helen Dorath, Edith Mathis, Sylvia McNair und Francisco Araiza unter der musikalischen Leitung von Dirigenten wie Sir Colin Davis,
Sir John Eliot Gardiner und Uwe Christian Harrer. Die
preisgünstige Entdeckungsreise durch das geistliche Werk Mozarts beinhaltet unter anderem das von Mythen umrankte Requiem KV 626, die “Krönungsmesse” KV 317, die “Große Messe” c-Moll KV 427, die volkstümliche “Spatzenmesse” KV 220 und die besonders reizvolle und vielschichtige Sakramentslitanei KV 243.