Der im selben Jahr wie sein Landsmann
Lang Lang geborene
Yundi genießt in China längst den Status eines Popstars. In seiner Heimat wird der Pianist mit der bestechenden Virtuosität und dem aristokratischen Äußeren als „Prince of the Piano“ verehrt und füllt dort die bedeutendsten Konzerthäuser. Mit seiner ersten
Beethoven-Aufnahme will er nun endgültig auch im Westen aus dem langen Schatten seines Altersgenossen treten. Dabei hilft Yundi neben seiner makellosen Technik und der großen emotionalen Tiefe seines Spiels eine reife Künstlerpersönlichkeit. Seiji Ozawa ist begeistert von dem chinesischen Pianisten: „Yundis Musik ist voller Fantasie, er ist ein wahrer Musikpoet“, so der japanische Maestro.
Innige Liebe zur Musik Chopins Yundi ist der
jüngste Gewinner in der Geschichte des I
nternationalen Chopin-Wettbewerbs. Im Jahr 2000 gewann er als 18-Jähriger den 1. Preis in Warschau, der 15 Jahre lang nicht vergeben worden war. Der Pianist aus China überwältigte die Juroren aus dem Westen mit seinem singulären Gespür für das Klavierwerk Chopins, das Yundi als die große musikalische Liebe seines Lebens bezeichnet. „Er war ein musikalischer Poet und ein Patriot, dessen Ideen in besonderer Weise mit der Kultur des traditionellen China harmonieren“, erklärt er im Hinblick auf seine besondere Verbindung zur Musik des großen Polen. Anfangs vor allem mit den Werken
Chopins und später auch Liszts in Zusammenhang gebracht, hat sich Yundi längst ein breites Repertoire erarbeitet, das von Werken Scarlattis über Mozart bis hin zu Schumann, Ravel und Prokofiev reicht.
„Zum Mann gereift“
Heute ist Yundi 30 und hat damit das Alter „aufrechter und unabhängiger Haltung“ erreicht, wie es bei Konfuzius heißt. Für Yundi bedeutet dies: Es ist Zeit für
Beethoven! Über den Vollender der Wiener Klassik und Wegbereiter der Romantik schrieb Chopin, dieser habe „mit seiner Geisteskraft das Universum umarmt“ – eine Erkenntnis, angesichts derer der polnische Komponist gestand: „Ich steige nicht so hoch“. Yundi, der von sich selbst sagt, er sei „vom Jungen zum Mann gereift“, erklimmt nun erstmals auf einem Soloalbum die geistigen Höhen des Beethovenschen Klavierwerks. „Die Musik Beethovens ist philosophisch und von dramatischer Wirkung“, erklärt er. „Ich bin nun 30 Jahre alt und reif genug, um die Werke Beethovens zu verstehen und zu interpretieren.“
Romantischer Beethoven„Selbstverständlich weiß jeder, dass ich die Musik der Romantik liebe“, fügt der Pianist hinzu. „Doch diese Aufnahme zeigt eine andere Art der musikalischen Romantik.“ Yundi ist überzeugt: „Für mich ist Beethoven ein Romantiker.“ Gegenüber dem romantischen Stil Chopins stelle er die andere, die deutsche Seite dar, die am stärksten in den drei Sonaten „Mondschein“, „Appassionata“ und „Pathétique“ zum Ausdruck komme, die Yundi für sein neues Album ausgewählt hat. Dem chinesischen Romantiker Yundi ist das Deutsche dabei durchaus nicht fremd: Nach seinem Triumph beim Chopin-Wettbewerbs lebte er fünf Jahre lang in Hannover, wo er bei Professor Arie Vardi an der Hochschule für Musik und Theater studierte.
„Da ich in der chinesischen Kultur aufgewachsen bin, möchte ich Beethovens romantische Philosophie in Verbindung mit der Philosophie meiner Heimat zeigen. Darum geht es mir!“, erklärt Yundi. „China blickt auf eine fünftausendjährige Kulturgeschichte zurück, und diese kann mir helfen, sowohl die deutsche wie auch Beethovens musikalische Philosophie zu verstehen.“
„Beethoven“ von Yundi erscheint auf Deutsche Grammophon. Das Programm seines neuen Albums stellt der Pianist auf Konzertreise in Deutschland vor. Alle Termine im Überblick:
14.04.2013 München, Herkulessaal
03.05.2013 Leipzig, Gewandhaus
05.05.2013 Mülheim, Stadthalle
14.05.2013 Berlin, Philharmonie