Die Biografie von
Andreas Ottensamer liest sich wie ein musikalisches Märchen. Begabter Klarinettist, Pianist und Cellist, Mitglied des renommierten
Gustav Mahler Jugendorchesters, der Wiener Staatsoper, der Wiener Philharmoniker und des DSO Berlin, Harvard-Student und Stipendiat. Preise säumen seine Jugend – 2011 wird Andreas Ottensamer schließlich Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker – mit 21 Jahren. Nebenbei strotzt der Wiener vor Charme und verströmt jede Menge Charisma. Es ist eigentlich nicht zu fassen.
Paradestück für Klarinette
Das aktuelle Album “
Brahms – The Hungarian Connection” verzückt mit einem Spagat zwischen ungarischer Melancholie, Brahms’scher Klangschönheit und feurigen Tänzen. Er ist von Haus aus selbst ein ungarisch-österreichischer Mix und so erforscht Andreas Ottensamer auf seinem Album quasi in eigener Sache die Stilistik der ungarischen Tänze und pittoresken Walzer von Johannes Brahms, den Charakter der traditionellen Weisen des ungarischen Komponisten
Leó Weiner und den Verve transsylvanischer Volksmusik. Diese persönliche Spurensuche verbindet der experimentierfreudige Künstler mit einer Einspielung des späten Klarinettenquintetts von
Johannes Brahms. “Jeder Klarinettist träumt davon, dieses Stück zu spielen”, sagt Andreas Ottensamer über das kammermusikalische Spätwerk des romantischen Komponisten. Der junge Klarinettist hat sich mit der Aufnahme selbst einen langgehegten Wunsch erfüllt und die Freude darüber transportiert sich in jedem Ton der Musik. Die silbrige Klangschönheit von Andreas Ottensamers Klarinettenspiel ist makellos und ergreifend, sein Atem scheinbar unendlich und die musikalischen Bögen sind wunderbar ausgestaltet.
Csárdás und Dreivierteltakt
Von den
21 Ungarischen Tänzen, die Johannes Brahms
komponiert hat, hat Andreas Ottensamer die Tänze
Nummer 1 und Nummer 7 ausgewählt. Doch bevor es tatsächlich ans Spielen ging, ist er gemeinsam mit dem Cellisten und Bearbeiter Stephan Koncz ertstmal für eine intensive Forschungsarbeit in das Universum der hinterbliebenen Papiere von Johannes Brahms eingetaucht. Dort haben die Musiker zahlreiche Transkriptionen ungarischer Melodien und einen großen Fundus ungarischer Musik entdeckt, der Johannes Brahms bei seinen Kompositionen inspiriert hat. Die Arrangements für das neue Album sind daraufhin in wilden Improvisationssitzungen entstanden und damit das schlüssige Ergebnis einer intensiven künstlerischen Auseinandersetzung mit dem ungarischen Ursprung, dem Einfluss von Johannes Brahms und einer frischen, persönlichen Interpretation.
Die beiden wienerisch geprägten Walzer von Johannes Brahms zeigen eine andere Facette des ungarisch-österreichischen Klarinettisten. Doch wenn man genau hinhört, dann lassen sich auch im beschwingt-verträumten A-dur-Walzer op. 39, Nr. 15 und im sechsten Liebeslieder-Walzer op. 52, Nr. 6 hier und da Spuren eines Csárdás entdecken.
Ungarische Partystimmung
Die “Zwei Sätze für Klarinette und Klavier” aus der Feder des ungarischen Komponisten Leó Weiner von 1959 kombinieren ganz traditionell eine melancholisch anmutende Einleitung mit einem feurigen Tanz. Damit ist das Arrangement von Weiners Spätwerk die perfekte Ergänzung für das stimmungsvolle Album, das programmatisch für Andreas Ottensamer in jeder Hinsicht formvollendet maßgeschneidert ist – so dass er sich künstlerisch zu jeder Zeit völlig frei entfalten kann. Und diese gestalterische Freiheit genießt er hörbar.
Zum Abschluss nehmen die Musiker ein musikalisches Bad in der reichhaltigen, bunten und abwechslungsreichen Musikkultur der verschiedenen Völker, die im 19. Jahrhundert im ungarischen Königreich gelebt haben. “Das bunte Medley von Tanzliedern aus Transsilvanien soll wie eine große ungarische Party klingen”, verrät Andreas Ottensamer. Und wenn man diese mitreißenden Klänge hört, dann feiert man gerne mit.