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Über den Dingen – Carlo Maria Giulini in Wien

Carlo Maria Giulini
© Deutsche Grammophon
02.04.2014
Für Carlo Maria Giulini hatte Musik immer eine spirituelle Komponente. Das hieß unter anderem, dass er versuchte, jedem Werk soweit auf den Grund zu gehen, bis er dessen inneren Zusammenhalt erfasst hatte. Schon in jungen Jahren wurde er vor diesem Hintergrund zu einem der gefragtesten, weil vehementesten Opern-Dirigenten, in der zweiten Lebenshälfte zu einem Symphoniker, dessen Gespür für die Innensicht der Musik zu legendären Aufnahmen wie etwa mit den Wiener Symphonikern, deren Chefdirigent er von 1973- bis 1976 war, und den Wiener Philharmonikern führte.
Carlo Maria Giulini stammte aus Süditalien. Geboren am 9. Mai 1914 in Barletta in der Provinz Bari, wuchs er jedoch in Bozen auf und studierte in Rom an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia Bratsche und Komposition. Er begann seine musikalische Laufbahn im Graben des römischen Orchestra Augusteo und arbeitete dort in den frühen Vierzigern unter Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Richard Strauss und Bruno Walter. Zum ersten Mal selbst am Pult stand Giulini 1944, als er das Festkonzert zur Befreiung Italiens durch die Alliierten leitete. Nach dem Krieg dirigierte er zunächst für den Radiosender RAI verschiedene Ensembles, bis er 1950 die Leitung des frisch gegründeten Radiosinfonieorchesters übernahm.
Anno 1948 dirigierte er in Bergamo seine erste Oper, vier Jahre später debütierte er an der Mailänder Scala, die bis in die sechziger Jahre hinein zu einer seiner wichtigsten Wirkungsstätten wurde. Als Symphoniker konzentrierte sich Giulini auf ein vergleichsweise kleines Repertoire. Schumann, Schubert, Brahms, Bruckner standen bevorzugt auf seinem Spielplan, außerdem geistliche Werke von Bach, Mozart, Beethoven, Verdi oder Fauré. Er galt als sensibler und strenger Detailarbeiter, der die Probendisziplin von Toscanini noch verfeinert hatte, um damit möglichst präzise und ergreifende Ergebnisse zu erzielen.
Viele seiner herausragenden Arbeiten aus den Wiener Jahren dokumentieren genau diese Wechselspiele von Leidenschaft und Präzision. Die 15 CD-Box Giulini in Wien fasst sie nun erstmals in einem Schuber zusammen und konzentriert sich dabei auf Beethoven, Brahms, Bruckner, Liszt und Verdi. Mit zu der Sammlung gehören legendäre Aufnahmen wie etwa die Klavierkonzerte Nr.1, 3 und 5 von Ludwig van Beethoven mit seinem Landsmann Arturo Benedetti Michelangeli als Solist. Ebenfalls hoch gelobt wurden seinerzeit die Einspielungen von Johannes Brahms‘ Ein deutsches Requiem unter anderem mit Barbara Bonney als Solistin. Und als besonderes Extra erscheint erstmals international auf CD die Aufnahme von Gottfried von Einems An die Nachgeborenen, unter anderem mit Dietrich Fischer-Dieskau als musikalischem Partner. Eine würdige Box, um einen großen Dirigenten zu feiern, dessen Geburtstag sich am 9.Mai 2014 zum 100.Mal jährt.

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