Claude Debussy | News | Das Meer und die Gans - Myung-Whun Chung dirigiert Debussy und Ravel

Das Meer und die Gans – Myung-Whun Chung dirigiert Debussy und Ravel

Myung-Whun Chung © Jean-Francois Leclerq / Deutsche Grammophon
© Jean-Francois Leclerq / Deutsche Grammophon
25.08.2011
Genau genommen wollte Claude Debussy nicht viel mit dem zu tun haben, was die Zeitgenossen Impressionismus nannten. Viel zu unscharf war der Begriff, hergeleitet aus der Malerei und einer Debatte, die 1874 mit Claude Manets Bild „Impression, soleil levant“ begonnen hatte. Für ihn war die Musik etwas sehr Konkretes, auch wenn sie sich auf etwas schwer Fassbares wie etwa das Meer bezog. „Ich liebe das Meer, ich habe es mit dem leidenschaftlichen Respekt, dem man ihm schuldet, angehört“, meinte der Komponist im Anschluss an die Uraufführung seines Orchesterwerks „La Mer“ 1905, das er selbst als „symphonische Skizze“ bezeichnete. Um der Naturgewalt gerecht zu werden, hatte er diese offene Form gewählt, eine Musik ohne Rahmen, orientiert am Flow der Töne, die Debussy auftauchen und wieder verschwinden lassen konnte. Es wurde ein Spiel mit Oberfläche und Tiefe, mit den Hörassoziationen, die sich aus Musik ableiten ließen, und war damit geplanter und zugleich offener als manches, was das vorangegangene romantische Jahrhundert an Programmmusik hervor gebracht hatte.

Claude Debussys großer Konkurrent der damaligen Jahre war Maurice Ravel. Auch er verstand sich nicht vorrangig als Klangmaler, sondern eher als Architekt einer präzise kontrollierten Klangwelt, die der überhitzten Welt des Fin-de-Siècles einen Zauber zurückgeben konnte, eine Verspieltheit und Schönheit, die ihr mit dem Naturalismus zuweilen abhanden gekommen war. Da passte es auch, dass Ravel sich 1910 mit einer kleinen Suite befasste, die zunächst aus fünf Stücken für Klavier bestanden. Inspirieren ließ er sich von einer Märchensammlung mit dem Titel „Contes de ma Mére L’Oye“, den „Erzählungen meiner Mutter Gans“, die er als Ausgangspunkt für eine zärtliche Pavane, für Bilder aus einem Feengarten oder auch eine Unterhaltung zwischen der Schönen und dem Biest nahm. Das Stück gefiel Paris, es wurde zur Ballettsuite umgearbeitet und 1912 auf die Bühne des Théâtre des Arts gebracht.

Für den koreanischen Dirigenten und Chef des von ihm 2005 wieder belebten Seoul Philharmonic Orchestra Myung-Whun Chung sind diese beiden Werke zwei Schlüsselstücke der klassisch modernen Klangwelt, die in ihre Mischung aus Verspieltheit und gestalterischem Ernst jedes Ensemble herausfordern. Seit 1990 bereits als Exklusivkünstler mit der Deutschen Grammophon verknüpft, hat Chung aus „La Mer“ und „Ma Mère L’Oye“ eine vielfarbig schillernde Hommage an die musikalische Ausdruckskraft der impressionistischen Epoche gestaltet, die er mit Ravels „La Valse“ darüber hinaus zu einer eindrucksvollen symphonischen Hörreise abrundet. Chung, der schon lange als einer der innovativsten Dirigenten seiner Generation gilt, unterstreicht damit auf seiner neuen Aufnahme den Eindruck der mitreißenden Perfektion, den die internationale Presse unlängst im Anschluss an die Konzerte seiner Tourneen mit dem Seoul Philharmonic Orchestra feierte. Denn dieser Debussy hat Feuer, dieser Ravel hat Witz, ein Fest für die symphonische Welt.

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