Vor 450 Jahren wurde Claudio Monteverdi geboren. 450 Jahre – bedenkt man, wie lebendig und emotional berührend seine Musik in unserer Gegenwart noch strahlt, erscheinen diese viereinhalb Jahrhunderte unglaublich.
Intensive Erfahrungen: Claudio Monteverdi (1567–1643)
Obwohl Monteverdi mit einem gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet war und um die außergewöhnliche Qualität seiner Musik wusste, hätte er wohl eine derartige Langlebigkeit kaum für möglich gehalten.
Womöglich hängt dieser Umstand auch mit einem biographischen Detail zusammen, das bedingte, dass Monteverdi stark für den Augenblick lebte, für die intensive Erfahrungen im Hier und Jetzt zwischen den Jahren 1567 und seinem Tod 1643: Monteverdis Leben fällt in das Zeitalter der Pest.
Als er sich im Jahre 1632 zum Priester weihen lässt, geschieht dies unter dem Eindruck einer Epidemie, zuvor fiel bereits einer seiner beiden Söhne der Krankheit zum Opfer. Auch seine Frau verstarb bereits im Jahr 1607. Kurz: schwere Zeiten und gleichzeitig ein emotionaler Kontext, der die Energien der Menschen bündelt und für Künstler eine Herausforderung darstellt. Eine Herausforderung, der Monteverdi gewachsen ist, er komponiert und musiziert unermüdlich.
Prägende Neuerungen: Weichen der Popmusik
Als Komponist, Sänger und Gambist ist er multipel begabt. Dazu kommt sein Mut, neue Pfade zu beschreiten. Mit “L’Orfeo” wird er zum Wegbereiter der Oper. Insgesamt 18 Opern komponiert er in seinem Leben. Nur drei davon bleiben allerdings erhalten, neben “L’Orfeo” “Il ritorno d’Ulisse in patria (1641)” und “L’incoronazione di Poppea (1642)”. Bahnbrechend ist seine Erfindung des schreitenden Basses, dessen Spuren noch in der Popularmusik unserer Zeit deutlich zu finden sind.
Sein musikalisches Markenzeichen schlechthin ist die transparente und für jeden Laien nachhaltig einprägsame Melodieführung. Sie bricht sich sowohl in seinen Opern als auch in seinen Madrigalen und geistlichen Vokalkompositionen Bahn. Womöglich ist diese Parallele zu Kompositionen der Gegenwart, zum populären Chanson oder zur anspruchsvollen Rockballade, die Monteverdis Beliebtheit bis in unsere Tage hinein begründet. Jedenfalls erreicht seine Musik unser Herz. Sie ist von durchdringender, ergreifender Wirkung.
Aus Anlass des 450. Geburtstages: Klassiker von Monteverdi
Für alle Hörerinnen und Hörer, die mit Monteverdi noch nicht so vertraut sind, jedoch Lust verspüren, seine betörenden Melodien und energetisierenden Rhythmen kennenzulernen, erscheint jetzt zum 450. Geburtstag ein glänzendes “Best of”. “The Beauty of Monteverdi” enthält Schlüsselwerke des italienischen Altmeisters, darunter berührende Ausschnitte aus seinen Opern, ferner Chöre und Arien seiner geistlichen Arbeiten sowie schließlich weltliche Madrigale, in denen die festliche Sangeslust der Spätrenaissance noch unmittelbar zu spüren ist.
Eines der überwältigendsten Werke von Monteverdi ist seine Marienvesper und die heute wohl berühmteste Interpretation ist John Eliot Gardiners Aufnahme aus dem Jahr 1989 mit dem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists. Deshalb ist es ein musikalischer Segen, dass dieser Klassiker der Aufnahmegeschichte jetzt neu erscheint, und zwar als limitierte Deluxe-Edition, die das legendäre Konzert im Markusdom von Venedig auf zwei Tonträgern sowie auf DVD festhält. Beigefügt ist der Ausgabe ein 100-seitiges, überaus unterhaltsames Hardcover-Buch.
Unschätzbare Verdienste um das musikalische Erbe Monteverdis hat sich “I Fagiolini” erworben. Das britische Vokalensemble feiert in diesem Jahr sein dreißigjähriges Bestehen. Grund genug, ein Jubiläumsalbum zu veröffentlichen, und so feiert Decca mit “Monteverdi: The Other Vespers” gleich zwei runde Geburtstage. Zu hören sind vornehmlich geistliche Meisterwerke aus der späten Schaffenssphase Monteverdis, dazu Perlen anderer Renaissance-Komponisten. So erwacht die Klangkultur um 1600, Monteverdis Zeit, zu neuem Leben.