Mit seinem Tod hat Claudio Abbado Anfang 2014 eine schmerzhafte Lücke in der Musikwelt hinterlassen. Wenn der Mailänder Maestro am Pult stand, dann vermochte er die Musiker an den Instrumenten und das Publikum auf den Rängen weltweit gleichermaßen mit seinem unbändigen musikalischen Erzählwillen zu bezaubern und mitzureißen. Glücklicherweise lässt sich die unvergleichliche Energie Abbados auf CD festhalten.
Stolze 46 Jahre lang arbeitete die
Deutsche Grammophon mit
Claudio Abbado zusammen. Die vier Einzelboxen, die sich nun jeweils den sinfonischen Werken eines großen Komponisten widmen, sind echte Schatztruhen, die durch und durch von Abbados Geist durchdrungen sind und ihn mit jedem Ton weiterleben lassen. Sinfonische Meisterwerke von
Mozart und Mahler, Bruckner und Brahms sind darauf zu finden. Auf den insgesamt 29 CDs kann man zudem einen Überblick über die Crème de la Crème der europäischen Orchester bekommen, mit denen Claudio Abbado am liebsten gearbeitet hat.
Sinnliche Tiefenschärfe
Das Lucerne Festival Orchestra begeistert mit einer Ersteinspielung von Bruckners erster Sinfonie in der Wiener Fassung. Die Wiener Philharmoniker stellen in den Sinfonien 4, 5, 7 und 9 mit betörender Klangschönheit und großer musikalischer Ausdruckskraft ihre traditionsreiche Bruckneraffinität unter Beweis. Abbados
Bruckner trieft nicht und verströmt kein aufgesetztes Pathos, sondern verbindet zutiefst empfundene spätromantische Sinnlichkeit mit kristallklarem Detailreichtum.
Mahlers Medium
Claudio Abbado und
Gustav Mahler muss auch über den Tod hinaus eine zeitlose Seelenverwandtschaft verbinden. Anders kann man es sich nicht erklären, wenn man sich Claudio Abbados geistvollen Interpretationen auf den 11 CDs dieser Mahler Edition widmet. In dem schlanken und transparenten Klang, der trotz präziser farblicher Konturen nie in seine Einzelteile zerfällt und der auch im vollen Fortissimo niemals hart oder schrill wirkt, schwingt ein tiefes inneres Verständnis für Mahlers Musik mit. Und die
Berliner Philharmoniker sind der perfekte Klangkörper, wenn es darum geht, Mahlers sinfonischen Werken unter Claudio Abbados Händen musikalische Gestalt zu verleihen.
Köstlicher Hörgenuss
Abbados
Brahms klingt nach dunkler Schokolade. Voll und rund, mit zartem Schmelz und dunkler Note. Die Brahms-Edition enthält auf 5 CDs sämtliche Symphonien von Johannes Brahms, zudem die Serenaden und Ouvertüren und auch einzelne Chorwerke.Bei Brahms fühlte Abbado sich zuhause und das kann man hören. Die menschliche Wärme, die den beliebten Dirigenten auszeichnete, findet man auch in der Musik wieder. Gepaart mit der Brahms eigentümlichen Schwere, präsentieren das
Mahler Chamber Orchestra und die Berliner Philharmoniker einen äußerst reizvollen Hörgenuss für Ohren, Herz und Seele.
Leichtfüßiger Facettenreichtum
Bei
Mozart zeigt sich, was Dirigent und Orchester wirklich können, heißt es. Das italienische Orchestra Mozart versprüht auf den 8 CDs seiner Mozart Edition durchgehend einen derart leichtfüßig-eleganten Charme, dass es Mozart persönlich sicher ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hätte. Die Mozart-Box vereint neben den großen Symphonien Nr. 29, 33, 35 und 38–41 auch Aufnahmen von sämtlichen Konzerten für Violine mit
Giuliano Carmignola und die Bläser-Konzerte mit Solisten des Orchestra Mozart. Abbados Interpretationen von Mozarts Werken erweisen sich als facettenreiche Klangbilder, in denen der Geist des Komponisten freudig zum Leben erwacht.