Es begann mit großen Ovationen, noch bevor der erste Ton gespielt wurde. Denn als Daniel Barenboim am 15.November 2012 die Bühne der Berliner Philharmonie betrat, begann das Publikum spontan, ein vielstimmiges Happy Birthday anzustimmen. Der Maestro, sichtlich gerührt von so viel Zustimmung und Sympathie, die ihm von den Menschen entgegengebracht wurde, bedankte sich daraufhin mit einem denkwürdigen Konzert, das er als Solist seines Orchesters, der Staatskapelle Berlin, mit seinem alten Freund und Weggefährten Zubin Mehta am Pult zelebrierte.
Große musikalische Gesten
Beethoven bewunderte Mozart. Kein Wunder also, dass er sich bei seinen eigenen Klavierkonzerten auch ein wenig an denen seines Vorbilds orientierte. Besonders lag ihm dessen grandioses d-Moll-Konzert am Herzen und wenn man den Geist ein wenig schweifen lässt, kann man durchaus Verwandtschaften der Dramaturgie und Textur entdecken, wenn man Beethovens drittes und einziges Konzert in einer Moll-Tonart zuhört. Daniel Barenboim wählte es als Eröffnung seines Geburtstagsabends, ein beeindruckendes und emotional packendes Beispiel für Spannungsgestaltung, das nicht nur Beethovens Neuorientierung an den Möglichkeiten des Sinfonischen, sondern auch einen Interpreten dokumentiert, der mit dieser gestalterischen Kraft den Saal zu fesseln vermochte.
Carter und Tchaikovsky
Elliott Carters Dialogues II for Piano and Orchestra wiederum waren ein Geburtstagsgeschenk des amerikanischen Komponisten, der allerdings zehn Tage vor der Uraufführung des Werks im biblischen Alter von 103 Jahren starb. Umso bewegender wurde die Interpretation durch den Widmungsträger, der das kurze und geistreiche Werk mit viel Empathie seinem Publikum präsentierte. Als großes Finale schließlich wählte Daniel Barenboim ein Schlachtross der Konzertsaalkultur, das berühmte Klavierkonzert Nr.1 b-Moll von Peter Tchaikovsky. Einmal mehr bewies er mit machtvoll aufbrandenden Akkorde und brillanter Solistik, dass er nicht nur als Dirigent, sondern auch als Pianist zu den Weltstars der klassischen Musik gehört.
Gratulation mit Bildern
Der Abend wurde mit Kameras festgehalten. Und es macht Sinn, ihn auch in ganzer Pracht auf DVD zu präsentieren. Denn manche Szenen lassen sich nur mit Mikrofonen schlicht nicht wiedergeben. Der Moment beispielsweise, wenn der ganze Saal zu singen anfängt. Oder sie Szene, als am Ende die Musikerinnen der Staatskapelle Berlin vortreten, um dem Meister ihres Orchesters rote Rosen als Zeichen der Wertschätzung in die Hand zu drücken. Dann sieht man auch Barenboims glückliches Gesicht, der spürt, wie seine Aufgabe, die Welt mit Musik ein wenig besser zu machen, gelingt.